Gegen die Ernennung von Sasha Waltz an der Spitze des Berliner Staatsballetts gehen die Tänzer der Compagnie auf die Barrikaden. Sie vermuten ein Wahlkampfmanöver des Regierenden Bürgermeisters.
Das Ensemble des Berliner Staatsballetts lehnt die Choreographin Sasha Waltz als künftige Co-Intendantin der Compagnie ab. Waltz sei Vertreterin des Tanztheaters und damit für die Leitung eines klassischen Balletts ungeeignet, heißt es in einer im Internet veröffentlichten Petition, die bereits mehr als 1300 Unterstützer bekommen hat. Die Personalie drohe den Ruf des Staatsballetts als weltweit anerkannte Ballettcompagnie zu beschädigen.
„Die Ernennung ist leider zu vergleichen mit der Ernennung eines Tennis-Trainers zu einem Fußball-Trainer oder eines Kunstmuseumsdirektors zu einem Chefdirigenten“, heißt es in dem Aufruf auf dem Petitionsportal change.org.
Die Entscheidung des Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Michael Müller (SPD) und von Kulturstaatssekretär Tim Renner zeige deren „völlige Unkenntnis“ von Traditionen und Entwicklungslinien beim Tanz und insbesondere beim Ballett, erklärten die rund 90 Ensemblemitglieder.
Müller und Renner hatten in der vergangenen Woche Waltz und den Direktor des Royal Swedish Ballet, Johannes Öhman, als Nachfolger-Duo des Spaniers Nacho Duato in der Spielzeit 2018/19 angekündigt. Dabei soll Waltz ihre Compagnie „Sasha Waltz & Guests“ weiter leiten dürfen.
„Wir respektieren Sasha Waltz' großes künstlerisches Talent“, sagte Elinor Jagodnik, Vorstandsmitglied des Balletts. Modernes Tanztheater, wie es Waltz mit ihrer Compagnie erfolgreich betreibe, und klassisches Ballett seien aber zwei verschiedene Paar Schuhe.
„Wir lernen von klein auf, wie man auf Spitzschuhen tanzt oder Pirouetten dreht“, sagte Jagodnik. Beim Tanztheater seien die Anforderungen grundverschieden.
Die Tänzer kritisieren auch den Vorlauf der Personalie. Sie sei mit drei Jahren im Voraus in der Ballettwelt beispiellos und habe die Compagnie tief verstört und beleidigt. „Dass diese Ankündigung inmitten des Wahlkampfs erfolgt, lässt uns zu dem Schluss kommen, dass sie weniger künstlerisch als vielmehr politisch motiviert ist.“ Dies zeuge von einem tiefgreifenden Mangel an Respekt für die Compagnie und deren Publikum.
Auch eine Doppelspitze sei ungeeignet. „Es sollte ein einziger Kandidat mit einer klaren künstlerischen Vision und mit den erforderlichen Erfahrungen gefunden werden“, heiß es in dem Aufruf.
Die Tänzer fordern die Stiftung Oper in Berlin auf, zu der das Staatsballett gehört, eine Findungskommission einzusetzen, um einen Generalintendanten für die Compagnie zu finden.