Berlin - Der Berliner Staatsoper Unter den Linden sollen originale Bauunterlagen des Architekten Richard Paulick (1903-1979) übergeben werden. Wie ein Sprecher des Hauses sagte, befinden sich die Papiere derzeit im Besitz einer Schwiegertochter Paulicks. Paulick hatte das zerstörte Haus zwischen 1952 und 1955 auf Weisung des damaligen DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck im historisierenden Stil wiederaufgebaut.
Die Verantwortlichen der Oper würden die Papiere persönlich von der Schwiegertochter erhalten, hieß es. Ein genauer Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Über die Weiterverwendung werde noch beraten, mit Sicherheit könnten die Pläne aber dem Architekturbüro HG Merz dienen, das die Oper bis 2013 saniert. Dazu gehört auch der große Saal, dessen "Paulick-Decke" für eine bessere Akustik um vier Meter angehoben wird.
Dem Umbau vorausgegangen war ein "Kulturkampf" zwischen Traditionalisten, die einen Erhalt des Saals nach Paulick vorsahen, und progressiven Opernfreunden. Zunächst hatte Klaus Roth im Mai 2008 mit einem modernen Saal-Entwurf den Architekturwettbewerb gewonnen. Diese Variante wurde im Juli 2008 kassiert, im März 2009 erfolgte die zweite Vergabe an HG Merz.
Gegen den modernen Saal hatte sich vor allem Ex-Unternehmer Peter Dussmann gewandt - und mit dem Rückzug von Spenden gedroht. Zugleich protestierte die Gesellschaft Historisches Berlin gegen Roths Entwurf.
Die Staatsoper gilt als Sonderfall in Paulicks Schaffen. Seit 1924 stand er Meistern des Bauhauses nahe und leitete drei Jahre lang das Privatbüro von Walter Gropius. 1929 entwarf Paulick mit Kollegen die erste Hochgarage Berlins an der Kantstraße. Für Dresden entstand das erste Hochhaus der Stadt. Nach dem Krieg leitete Paulick den Aufbau von Schwedt und Halle-Neustadt sowie den Wiederaufbau von Hoyerswerda. In Berlin entstanden Bauten für die heutige Karl-Marx-Allee.