Berlin - Der Liedermacher Wolf Biermann und der Dramatiker Rolf Hochhuth haben Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) um die Rettung der Berliner Kudamm-Bühnen gebeten. «Es darf in Deutschland nicht möglich werden, bedeutende Kultureinrichtungen abzureißen, um Einkaufsmöglichkeiten zu vermehren», heißt es in einem Brief, den der Berliner Rechtsanwalt und frühere CDU-Abgeordnete Uwe Lehmann-Brauns verfasst hat.
Zu den Mitunterzeichnern gehört neben Biermann und Hochhuth auch die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh. Die von dem jüdischen Architekten Oscar Kaufmann errichteten Bühnen am Kurfürstendamm sollen nach fast 100 Jahren einem Einkaufscenter weichen. Nach jahrelangem juristischen Tauziehen hatte sich die Theaterfamilie Wölffer mit dem Investor allerdings darauf verständigt, stattdessen ein neues Theater im Keller des künftigen Neubaus zu akzeptieren.
«Mit der Zerstörung würde ein Stück deutscher und jüdischer Theatergeschichte vernichtet», heißt es dagegen in dem Brief. «Das Bild der Republik als Kulturstaat würde, wenn die Bagger über die Theater herfielen, unwiderruflich beschädigt.»
Die Landesregierung habe es nicht vermocht, die Theater zu retten, schreiben die Unterzeichner. Deshalb müsse nun Grütters eingreifen. «Die finanziellen Folgen könnten/müssten gegebenenfalls durch die alarmierte Öffentlichkeit getragen werden», heißt es.
Die Kudamm-Bühnen haben die letzte Vorstellung in den alten Räumen auf den 27. Mai terminiert. Auf dem Programm steht «Der Raub der Sabinerinnen» in einer Inszenierung von Katharina Thalbach. Als Ausweichquartier ist das Schillertheater vorgesehen, in dem zuletzt die Staatsoper Unter den Linden während ihrer Sanierungszeit spielte. Für 2021 hoffe man auf eine Rückkehr an den Kurfürstendamm, sagte eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage.