So jedenfalls sind zwei der sieben Thementage ausgelegt, die das eigens in die Messehalle 25 implantierte Einweg-„KonzertHaus“ mit Klang und Zuhörerschaft füllen sollen. Um neben Xenakis und Langgaard auch noch den mehrheitsfähigeren zweiten Fidelio-Akt unterzubringen, hat man das „Sterne-Galaxien“-Motto des vierten Abends (10.8.) noch um „Utopien“ erweitert, und der Waldspaziergang (4.10) führt nach einem Ausflug ins Dickicht des Amazonas (mit Jocy de Oliveira als Fremdenführer) auf den von Weber und Humperdinck gut beschilderten Wanderweg der deutschen Romantik. Das Prinzip Sandwich ist somit – kaum überraschend und durchaus legitim – fester Bestandteil der musikalischen EXPO-Verpflegung.
Nein, das Kulturprogramm der EXPO erschöpft sich und die Zuschauer nicht in einer fünf Monate dauernden Non-Stop-Aufführung des „Faust“. Auch die Musik hat als tönendes Exponat ihren festen, wenn auch vergänglichen Platz, mal erd- oder besser waldverbunden, mal ins Kosmische abdriftend. So jedenfalls sind zwei der sieben Thementage ausgelegt, die das eigens in die Messehalle 25 implantierte Einweg-„KonzertHaus“ mit Klang und Zuhörerschaft füllen sollen. Um neben Xenakis und Langgaard auch noch den mehrheitsfähigeren zweiten Fidelio-Akt unterzubringen, hat man das „Sterne-Galaxien“-Motto des vierten Abends (10.8.) noch um „Utopien“ erweitert, und der Waldspaziergang (4.10) führt nach einem Ausflug ins Dickicht des Amazonas (mit Jocy de Oliveira als Fremdenführer) auf den von Weber und Humperdinck gut beschilderten Wanderweg der deutschen Romantik. Das Prinzip Sandwich ist somit – kaum überraschend und durchaus legitim – fester Bestandteil der musikalischen EXPO-Verpflegung. Neben etablierten Kräften wie dem von der EXPO mit gegründeten Ensemble Modern Orchestra (Zappa am 9. und 10., Reich am 23. und 24.7.) und einer von den Rundfunkklangkörpern mit nicht durchweg originellen Programmen bestrittenen Reihe, sticht der Schwerpunkt auf den musikalischen Nachwuchs erfreulich ins Auge. In der Rubrik „Rising Stars“ stellen über 20 pre-professionelle Spitzenensembles aus ganz Europa ihre Kompetenz und Musizierfreude gerade auch im Bereich der zeitgenössischen Musik unter Beweis. Namen wie das Bundesjugendorchester oder die Junge Deutsche Philharmonie (22. beziehungsweise 25.8.) stehen auf der deutschen Visitenkarte, spannend verspricht aber auch die Begegnung mit anderen europäischen Ensembles zu werden, die hier seltener zu hören sind, etwa dem Joven Orquesta Nacional de España (2.8.). Was die Vokalmusik betrifft, sind vor allem die sieben Uraufführungen hervorzuheben, die der Mädchenchor Hannover zusammen mit den Little Singers of Tokyo und dem Concentus Norwegen präsentieren wird (unter anderem von Nystedt, Pärt und Eben am 2. und 3.9.). Das Engagement für jugendliches Musizieren erstreckt sich aber weit in die Laienarbeit hinein: Die umfangreiche Serie „Double“, bei der deutsche Ensembles mit ausländischen Partnern zusammen auftreten, die auch ihre eigene Musik im Gepäck haben, zeugt davon.Einen weiteren Schwerpunkt bildet die sogenannte „Weltmusik“ mit wiederum thematisch zusammengehaltenen Reihen im Juli, einer weiter verstreuten Hommage an die Musikkultur der unter dem Stichwort „Gitanes“ versammelten Volksgruppen und einem Streifzug durch die Welt mündlicher Musiküberlieferung von Generation zu Generation im Juni und Juli.
Namen wie Santana, Herbert Grönemeyer (zusammen mit dem eigens ins Leben gerufenen NDR Hannover Pops Orchestra) und natürlich das vieldiskutierte Crossover-Projekt der Berliner Philharmoniker mit den Scorpions veredeln das Rock- und Pop-Programm. Zeitgenössischer Jazz abseits vom Glamour einer Shirley Bassey, eines Al Jarreau oder Bobby McFerrin spielt dagegen keine Rolle. „It don’t mean a thing...“ ist man da versucht zu unken.
Das Musikprogramm des Deutschen Pavillons wird klar von der zeitgenössischen Musik dominiert, die Uraufführung der Oper „TagNacht Traumstaub“ von Annette Schlünz ist ein klares Auftaktsignal (1.6.). Die im Auftrag des Deutschen Musikrats von Gerd Albrecht konzipierte Reihe „Junges Forum“ bringt junge Komponisten und Interpreten zusammen, unter dem Titel „Musik 20“ versammelt Alicja Munk eine umfangreiche Zusammenschau aktuellen Komponierens, zahreiche Uraufführungen und Komponistengespräche inbegriffen. Die auch hier erfreuliche Gewichtung auf die Nachwuchsarbeit spiegelt sich in den im „Jungen Forum“ integrierten Auftritten von “Jugend musiziert“-Preisträgern ebenso wider wie in der Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Musikschulen (siehe zum Programm des Deutschen Pavillons auch die Seiten 24, 27 und 31).
Mit spektakulären Projekten präsentiert sich natürlich auch die EXPO-Stadt selbst, darunter die Niedersächsische Staatsoper mit der bereits erfolgten Uraufführung von Volker David Kirchners „Gilgamesh“ und einem Monteverdi-Zyklus (5., 7. und 9.7.) im Ballhof. Und mit der „Reise in die Nacht“ entführt der Komponist und Regisseur Harald Weiss seit Anfang Mai Neugierige auf eine „Performance zu Wasser und zu Lande“.
Offizielle Korrespondenzregion zur Weltausstellung ist Sachsen-Anhalt. Deren Beitrag zum Musikprogramm trägt klar die Handschrift des früheren Bochumer und Nürnberger Generalmusikdirektors Eberhard Kloke. Im stillgelegten Kraftwerk Vockerode bei Dessau wird er über zwei Abende verteilt „In den Stunden des Neumondes“, eine Inszenierung aus Musik, Licht und Malerei präsentieren, bei der die deutsche Erstaufführung von Alfred Schnittkes „Der Gelbe Klang“ (nach Kandinskys gleichnamiger Bühnenkomposition) im Mittelpunkt stehen und von Auftragskompositionen und weiteren Werken ergänzt werden wird (7. und 8.7.).
Das Musikprogramm im Internet: www.expo2000.de und www.deutscher-pavillon.de; Karten und Programme auch unter Tel. 0-2000.