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Das Fabrik Quartet bei einer „musikalischen Intervention“ während des Netzwerktreffens. Foto: Musikfonds e. V.

Das Fabrik Quartet bei einer „musikalischen Intervention“ während des Netzwerktreffens. Foto: Musikfonds e. V.

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„Bleibt uns im Nacken!“

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Über das Netzwerktreffen zur Zukunft der Ensemble- und Bandförderung in Berlin
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Wie geht es nach der Förderung weiter? Diese in der Regel angstbesetzte und in der Freien Szene altbekannte Frage stand, dieses Mal vorsichtig optimistisch beleuchtet, im Mittelpunkt des Netzwerktreffens zur Zukunft der Ensemble- und Bandförderung in Berlin. Unter dem Motto „THE GREAT -LEARNING“ trafen sich am 5. Juni im silent green Kulturquartier Vertreter:innen von Ensembles, Verbänden, Kulturverwaltungen, Stiftungen und anderen, um gemeinsam Bedarfe und Möglichkeiten zukünftiger Ensembleförderung zu erörtern. In vielen Fällen betraf die Thematik ganz konkret die eigene berufliche Zukunft der Anwesenden – so auch mich selbst, die ich für das Kammermusikensemble hand werk aus Köln anreiste –, umso größer waren also die Erwartungen.

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Veranstaltet vom Musikfonds in Kooperation mit dem Verein für Freie Ensembles und Orchester in Deutschland FREO e.V. und Podium Gegenwart des Deutschen Musikrats ging es in diesem elegant orches­trierten Kraftakt darum, mögliche Wege der zukünftigen Unterstützung von Ensembles in Deutschland zu skizzieren, Bedarfe anzumelden und Fallstricke aufzuzeigen – durch Reflexion vergangener Förderformate, durch Austausch und gemeinsames Brainstorming. Hintergrund: Mitte September 2021 startete der Deutsche Musikrat ein „Rettungs- und Zukunftsprogramm“ mit dem Ziel, die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern (nmz berichtete).

Freie Ensembles konnten bis zu 150.000 Euro beim Pro­gramm ­NEUSTART KULTUR beantragen. Lena Krause gab, beauftragt vom Deutschen Musikrat in Kooperation mit FREO, Einblicke in die Evaluation des Programms: Knapp 380 Ensembles aus 15 Bundesländern und damit mehr als 6.000 Musiker:innen profitierten im Förderzeitraum von den unpassend oft „Hilfen“ genannten Förderungen.

Was lässt sich aus NEUSTART KULTUR für Freie Ensembles lernen? Für Musiker:innen sind die Evaluationsergebnisse nichts Neues, sondern ein in Erinnerung bleibender Lichtblick am Ende eines sehr langen Tunnels: Dank hoher Fördersummen und relativ offener Förderkriterien konnten sich viele Formationen künstlerisch weiterentwickeln und hatten Zeit für Proben, Experimente und Profilentwicklung. Für viele von uns noch essenzieller war – und ist auch bei bestehenden Förderungen – die Möglichkeit, dass Geschäftsführung und administrative Aufgaben ausgelagert und/oder angemessen bezahlt werden können, ergo: Dass Ensembles in die Lage versetzt werden, die eigene Infrastruktur (auf Zeit) auf solide Füße zu stellen und Musiker:innen schlicht mehr Zeit zum Musizieren haben. Viele dieser Learnings, insbesondere die Notwendigkeit mehrjähriger Strukturförderung, finden sich auch in anderen Landesförderungen und kommunalen Förderstrategien umgesetzt, beispielsweise in der Ensembleförderung Nordrhein-Westfalens, der Basisförderung in Berlin oder auch im Ensemblepreis der Ernst von Siemens Stiftung. 

Und auch auf Bundesebene gibt es gute Nachrichten: seit 12. Juni läuft nun schon FEB-4, ein Ensembleförderprogramm des finanziell aufgestockten Musikfonds. Während zwei Jahren stehen der Szene 1,5 Mio. Euro zur Verfügung, wie Geschäftsführer Gregor Hotz erfreut ankündigte. 

Also alles tutti? Nein. Auf Bundes­ebene und im hochprofessionellen Sektor ist die Förderlage für Ensembles aktuell gut, so die vorsichtige These. Aber die Situation auf Landesebene ist eine andere. Ich selbst arbeite zum Glück in Nordrhein-Westfalen – ein Bundesland, das wie Berlin und die Rhein-Main-Region in der Kulturförderung dankenswerterweise noch breit aufgestellt ist. Doch auch hier mehren sich rasant die finanziellen Sorgen, ganz zu schweigen von der politischen Lage. Ensembleförderung und Kulturförderung generell differieren in ihren Ausprägungen stark je nach Bundesland. Von der Auskömmlichkeit kommunaler Förderung fernab der wenigen großen Metropolen ist keine Rede. Bundesmittel werden diese Differenzen nicht auffangen können.

Netzwerktreffen sind richtig und wichtig. Und als Kulturschaffende ist es meiner eigenen Erfahrung nach eine rare Gelegenheit, danach gefragt zu werden, was man für das eigene Arbeiten eigentlich braucht: mehr Fokus auf Kontinuität, Prozessorientierung, Mittel für Bemühungen um Nachhaltigkeit und zielgruppenorientierte Publikumsentwicklung durch Beziehungsarbeit auf lokaler Ebene, faire Bezahlung für alle Beteiligten durch Förderkriterien, mehr Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe mit Förder:innen und so weiter.

Die in den Austauschrunden erarbeiteten Learnings in Bezug auf Ensembleförderprogramme können nur dann nachhaltig wirken, wenn die richtigen Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung vorliegen. Fernab der Exzellenz- und Innovationsförderung auf Bundesebene ist das jedoch häufig nicht der Fall. Hier heißt es wohl eher: Kommunen stärken, Bestand erhalten, Förderprogramme abstimmen. Nun besteht die reale Gefahr, dass aus dem Netzwerktreffen keine Konsequenzen folgen (können). Auch bei FREO könnte ein Umdenken stattfinden, denn wenn dort der geringste Mitgliedsbeitrag von 400 Euro pro Jahr erst bei über einer 1 Mio. Euro Jahresumsatz des Ensembles angehoben wird, dann ist vorgezeichnet, wer hier eigentlich vertreten werden soll. Dabei brauchen wir Ensembles gerade jetzt starke Verbände und feste Allianzen, um das Ringen um Fördermittel und die nicht mehr abzuwendenden Rechtfertigungszwänge von Kulturförderung durchzustehen, gerade auch auf Landesebene. Abwarten ist keine Option, oder wie Thomas Baerens vom Minis­terium für Kultur und Wissenschaft NRW appeliert: „Bleibt uns im Nacken!“

Hanna Fink, Managerin des Kammerensembles hand werk

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