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München - Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, hat vor einem wachsenden Theaterprekariat in Deutschland gewarnt. Schon jetzt gebe es viele Theaterleute, die sich mit schlecht bezahlten, oft befristeten Arbeitsverhältnissen durchschlügen, sagte Zehelein zum Semesterauftakt der Bayerischen Theaterakademie am Dienstag in München.
Wenn im Zuge der Verhandlungen über ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen künstlerische Berufe generell nur als bloße Dienstleistung eingestuft würden, werde dies die Konkurrenzsituation und damit die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Theaterschaffenden noch einmal deutlich verschärfen. «Alles ist dann gefährdet.»
Bei den seit Juli laufenden Verhandlungen soll der Handel zwischen den USA und der EU liberalisiert werden. Der besondere Schutz für die Kultur, etwa auch die Filmbranche oder den Buchhandel könnte damit fallen. Widerstand gibt es unter anderem gegen die mögliche Aufhebung von Subventionen sowie Beschränkungen, mit denen Kulturgüter vor übermäßiger Konkurrenz aus dem Ausland geschützt werden sollen.
Der Bundesregierung warf Zehelein Desinteresse vor. Sie solle sich ein Beispiel an Frankreich nehmen, wo der Schutz der nationalen Kulturgüter deutlich ernster genommen werde.
Nach Einschätzung des neu berufenen Leiters des Studiengangs Regie für Musiktheater und Schauspiel, Sebastian Baumgarten, müssen angehende Theaterleute mehr denn je Idealismus und Risikobereitschaft mitbringen. «Man kann nicht mehr davon ausgehen, im Alter in der Toskana Olivenbäume zu pflegen.»
Die von dem 1999 gestorbenen Regisseur und Opernintendanten August Everding im Münchner Prinzregententheater gegründete Bayerische Theaterakademie feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Zehelein leitet sie seit 2003. Mit aktuell pro Jahr etwa 200 Studenten in acht Studiengängen und mehr als 40 Eigenproduktionen aus den Sparten Musik- und Sprechtheater sowie Musical zählt sie zu den renommiertesten Ausbildungsstätten für Theaterberufe in Deutschland. Seit 1993 haben knapp tausend Absolventen die Akademie verlassen.