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Bühnenverein fordert Bund zum Einschreiten gegen Kulturkürzung auf

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Magdeburg/Köln - Der Deutsche Bühnenverein hat den Bund zum Einschreiten gegen die geplanten Einsparungen an den Theatern in Sachsen-Anhalt aufgefordert. «Es kann nicht sein, dass der Bund tatenlos zusieht, wie etwa in Sachsen-Anhalt die Theater in Halle, Dessau und Eisleben durch eine fehlende Landespolitik und nicht ausreichende Finanzausstattung der Kommunen in ihrer Existenz bedroht werden», erklärte der Direktor des Theater- und Orchesterverbandes, Rolf Bolwin, am Mittwoch in einer Mitteilung in Köln.

 

Rund 40 Schauspieler und Mitarbeiter der Theater in Dessau und Halle protestierten am Mittwoch in Berlin vor der SPD-Bundeszentrale gegen Einsparungen. Sie sangen Arbeiterkampflieder und schwangen rote Fahnen, wie das Theater Dessau mitteilte. «Wir haben die SPD an ihre kulturellen Wurzeln erinnert», sagte der Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau, André Bücker, der Nachrichtenagentur dpa. Die Einsparungen an den Theatern im schwarz-rot regierten Sachsen-Anhalt werden nach seinen Worten federführend von den SPD-Ministern Jens Bullerjahn (Finanzen) und Stephan Dorgerloh (Kultus) betrieben.

Der im Team von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für Kultur zuständige Oliver Scheytt zeigte Verständnis, dass die Theater die bundespolitische Bühne in Berlin nutzten. Der richtige Ort für den Protest sei aber die Staatskanzlei von Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU), der für Grundentscheidungen im Land zuständig sei. Außerdem stehe die CDU-geführte Bundesregierung in der Pflicht: «Die Finanzprobleme der Theater haben ihre Ursache auch in der mangelhaften Finanzausstattung von Ländern und Kommunen durch die verfehlte Steuerpolitik der schwarz-gelben Bundesregierung», erklärte Scheytt.

Nach Angaben von Intendant Bücker soll das Theater in der Bauhausstadt Dessau kommendes Jahr rund fünf statt acht Millionen Euro vom Land bekommen. Das Vier-Sparten-Haus mit etwa 350 Mitarbeitern würde dadurch zerstört, sagte Bücker. Das Kultusministerium in Magdeburg widersprach: Mit rund 15 Millionen Euro - davon fünf Millionen Euro vom Land, acht Millionen Euro von der Stadt und zwei Millionen Euro durch eigene Einnahmen - sei immer noch ein respektables Theater möglich, sagte Sprecher Martin Hanusch.

Sorgen macht sich auch die Lutherstadt Eisleben um ihre Landesbühne. Dieses Jahr erhält das Theater noch 1,3 Millionen Euro vom Land, die kommenden zwei Jahre nur noch 750 000 Euro unter der Maßgabe, mit dem Nordharzer Städtebundtheater zu fusionieren. Von 2016 an seien es nur noch 400 000 Euro, erklärte Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD).

Für diesen Donnerstag wurde nun kurzfristig eine Sondersitzung des Aufsichtsrats einberufen. «Offensichtlich ist das Aus unserer Landesbühne politisch längst beschlossen», erklärte Landrat Dirk Schatz (CDU). Der Landkreis und die Städte Eisleben und Hettstedt als Gesellschafter hatten ihre Zuschüsse bereits verdoppelt, die Zukunft der Landesbühne sei trotzdem unklar.

Das Land Sachsen-Anhalt will die Finanzmittel für Theater und Orchester von derzeit 36 Millionen Euro auf knapp 30 Millionen Euro im kommenden Jahr zurückfahren. Hintergrund sind hohe Schulden und die knappen Kassen angesichts des auslaufenden Solidarpakts II und sinkender EU-Förderung. Bis Ende September sollen die Theater Strukturvorschläge vorlegen, wie sie künftig mit weniger Geld des Landes auskommen könnten. Finanzminister Bullerjahn hatte vergangene Woche den Theatern zusätzliches Geld für Tariferhöhungen versprochen, wenn sie Strukturreformen umsetzten.

s. auch: Sachsen-Anhalts Minister will Dessauer Generalintendanten gängeln

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