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Bühnenverein: Politik überschätzt Theater- und Orchesterfusionen

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Der Verwaltungsrat des Deutschen Bühnenvereins warnt vor den Risiken von Theater- und Orchesterfusionen. Solche Fusionen würden von Kommunal- und Landespolitikern immer wieder leichtfertig als eine Lösung bei der Kürzung der öffentlichen Kulturhaushalte in Spiel gebracht. Dies geht aus Sicht des gestern in München tagenden Verwaltungsrats mit vielen falschen Erwartungen und Fehleinschätzungen einher. Sie liegen zum Teil im künstlerischen, zum Teil im wirtschaftlichen Bereich.

So ist eine Fusion der Stadttheater in Wuppertal und Gelsenkirchen vor vielen Jahren von der Stadt Wuppertal wieder aufgekündigt worden, weil das in Gelsenkirchen erfolgreich produzierte Musiktheater bei den Wuppertaler Zuschauern auf mangelnde Akzeptanz stieß. Auch die Fusion des Landestheaters in Hannover – einer neben dem dortigen Staatstheater existierenden Regionalbühne – mit dem Stadttheater Hildesheim führte zu so großen Zuschauereinbußen in Hannover, dass die dortige Bespielung erheblich reduziert werden musste. Die 2001 diskutierte Zusammenlegung der Stadttheater in Weimar und Erfurt ist ebenfalls ein Beispiel für die bei einer Theaterfusion auftretenden Schwierigkeiten. Der Bühnenverein erstellte seinerzeit im Auftrag des Freistaats Thüringen und der Städte Weimar und Erfurt eine Machbarkeitsstudie über eine solche Fusion, in der als Konsequenz unter anderem ein erheblicher Personalabbau dargestellt wurde. Als diese Studie veröffentlicht wurde, nahm die Politik angesichts der Widerstände aus der Belegschaft der Theater und der Weimarer Bevölkerung von dem Vorhaben unverzüglich wieder Abstand.

Vergessen wird oft, dass bei einer Fusion heute praktisch die Zustimmung der Mitarbeiter notwendig ist. Die deshalb zu beteiligenden Arbeitnehmervertretungen, also Gewerkschaften sowie Personal- und Betriebsräte, stimmen einer Fusion jedoch nur zu, wenn der Fortbestand der vorhandenen Arbeitsplätze garantiert wird. Dadurch wird die Einsparung von Kosten derart zeitlich nach hinten verlagert, dass eine kurz- oder auch nur mittelfristige Kostenentlastung ausgeschlossen ist. Außerdem führt der langfristig trotzdem eintretende Personalabbau zu erheblichen Angebotseinschränkungen. Denn natürlich wird mit weniger Personal weniger produziert. Auch das macht die Fusion unattraktiv. Will man hingegen an dem bisherigen Angebot in beiden zur Fusion anstehenden Theatern festhalten, entstehen so gut wie keine Kostenentlastungen. Deshalb sind auch die Synergieeffekte bei Kooperationen von zwei Bühnen außerordentlich gering, weil sie letztlich auf die Beibehaltung des vorhandenen künstlerischen Angebots ausgerichtet sind.

Die zurzeit diskutierte Spartenfusion für die Stadttheater in Köln und Bonn ist zudem auch mit Rücksicht auf die Bevölkerungszahlen in diesem Ballungsraum unverständlich. Angesichts der dort lebenden rund 3 Millionen Menschen sind zwei Stadttheater kaum zu viel, bedenkt man, dass manche Stadt mit weniger als 100.000 Einwohnern über ein eigenes Stadttheater verfügt.

Dem Verwaltungsrat des Bühnenvereins hat 39 Mitglieder (Kulturdezernenten von Ländern und Städten sowie Intendanten) und ist neben der Hauptversammlung und dem Tarifausschuss eines der wichtigsten Gremien des Bühnenvereins.

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