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Bühnenverein sucht enge Kooperation mit ARD und ZDF

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Erfurt - Die Orchester und Bühnen in Deutschland streben eine engere Partnerschaft mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk an. ARD und ZDF müssten sich wieder mehr an ihrer Tradition von Bildung und Aufklärung orientieren. Die Künstler könnten ein solches Programm in Sinne des Publikums mit Leben erfüllen, formulierte der Deutsche Bühnenverein (DBV) in seiner am Samstag in Erfurt verabschiedeten Resolution.

Gemeinsames Ziel von Orchestern, Theatern und dem Rundfunk müsse es sein, Zuschauer an Kunst und Kultur und an die Reichhaltigkeit des kulturellen Lebens in Deutschland heranzuführen. Der Präsident des Bühnenvereins, Klaus Zehelein, sagte am Rande der Jahreshauptversammlung des DBV am Samstag in Erfurt, die öffentlichen-rechtlichen Medien dürften ihren Auftrag nicht aus den Augen verlieren. Kunst und Kultur müssten «jenseits von Einschaltquoten» in die Programme einbezogen werden. Gemeinsam müssten auch neue und zeitgemäße Internetformate entwickelt werden. «Die Aufgabe der Theater, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, ist heute so wichtig wie nie», sagte Zehelein.

Die Künstler seien dabei gefordert, geeignete Stoffe und Darstellungen in die Partnerschaft einzubringen. ARD und ZDF müssten im Gegenzug neue Formate schaffen und sich auch auf Experimente einlassen, forderte der Bühnenverein. Nicht zuletzt sei auch die Rundfunkgebühr Verpflichtung für eine neue Offenheit und Programmvielfalt, argumentierte der Bühnenverein.

Zehelein war am Freitag in Erfurt mit deutlicher Mehrheit als Präsident des Bühnenvereins wiedergewählt worden. An der Konferenz in Erfurt hatten nach Angaben der Veranstalter rund 300 Mitglieder des Bühnenvereins teilgenommen.


Die Resolution des Deutschen Bühnenvereins im Wortlaut:

Resolution des Deutschen Bühnenvereins bei der Jahreshauptversammlung 2011 in Erfurt

Für eine neue Partnerschaft zwischen Kultur und öffentlich-rechtlichem Rundfunk
Die vergangenen 20 Jahre waren bestimmt von einer tiefgreifenden Veränderung der elektronischen Medien. Neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk (Hörfunk und Fernsehen) von ARD und ZDF entstanden zahlreiche private Rundfunkanbieter. Dadurch wurde der Konkurrenzdruck auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erheblich erhöht. ARD und ZDF haben deswegen im Laufe der Jahre ihre Angebote in Radio und Fernsehen weiter ausgedehnt. Vor allem die Entwicklung des digitalen Fernsehens wurde für verschiedene, teils ergänzende, teils spartenorientierte Angebote genutzt.

Darüber hinaus gab es durch das Internet und das Mobiltelefon einen fundamentalen Umbruch in der individuellen Kommunikation. Mehr als je zuvor ist das Individuum heute Teil einer elektronischen Öffentlichkeit. SMS, E-Mail und soziale Netzwerke wie Facebook prägen den kommunikativen Alltag. Jeder Einzelne kann sich in einem früher unvorstellbaren Ausmaß an die Öffentlichkeit wenden und seine Sicht auf die Welt verbreiten. Zugleich stehen mehr als je zuvor Quellen der Information im Netz zur Verfügung.

Angesichts dieser Kommunikations- und Informationsschwemme wird es für institutionalisierte Angebote immer schwieriger, sich durchzusetzen. Seriosität, Profil und intellektuelles Niveau sind deshalb gefragt, will man sich mit Qualität in der zunehmend digitalen Welt von Hörfunk und Fernsehen behaupten. ARD und ZDF müssen sich mit ihrer Tradition von Bildung und Aufklärung an diesem Maßstab orientieren, um im Wettbewerb mit anderen das Interesse der verschiedenen Zuschauer und Zuhörer für sich zu gewinnen. Dafür brauchen sie eine Kultur, gleichgültig ob es um diese selbst, um Information oder um Unterhaltung geht, und mehr Esprit, mehr Kreativität, mehr Phantasie. Hier sind die Künste, die Literatur und die Musik ein selbstverständlicher Partner.

Diese Partnerschaft wollen wir im Interesse des Publikums mit Leben füllen. Dazu bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung der Kultureinrichtungen und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Gemeinsames Ziel muss es sein, Zuschauer und Zuhörer an Kunst und Kultur, an die Reichhaltigkeit des kulturellen Lebens in Deutschland und der Welt heranzuführen.

Das alles bedeutet für die Theater, also für Schauspiel, Oper und Tanz, dass sie auch geeignete Stoffe in geeigneter Form in die neue Partnerschaft einbringen. Zugleich müsste sich das Fernsehen wieder auf die vom Theater angebotenen Stoffe und Formen einlassen. Schließlich geht es um eine in jeder Beziehung sinnliche Wahrnehmung der dramatischen und musikalisch-dramatischen Literatur durch das Publikum. Hier gilt es, neben der Vollübertragung einer Theateraufführung und neben den Kulturmagazinen auch Raum für neue Formate zu schaffen, die mit den Theatern zusammen zu entwickeln sind. Denn das Theater ist jünger als man denkt. Schon deshalb dürfen ARD und ZDF nicht in der Nutzung des Internet beschränkt werden. Vielmehr existiert gerade dort ein großes Experimentierfeld, das es künstlerisch zu nutzen gilt. Vor allem deshalb sollten Rundfunkanstalten mit Theatern und Orchestern eine Arbeitsgruppe bilden, die sich mit diesen Nutzungsmöglichkeiten befasst.

Musikvermittlung ist die Domäne des Radios. Dessen Kulturprogramme müssen in ihrer Musikfarbe von anderen Programmen unterscheidbar bleiben. Das bedeutet keine Beschränkung dieser Programme auf die sogenannte E-Musik, aber auch nicht deren Reduzierung auf das kulinarische Häppchen oder sogar deren weitgehende Verdrängung. Auch hier wäre das Ersinnen neuer Präsentationsformen notwendig, damit Klassik wieder Kult wird.

Ohne Geld geht nichts. Die Rundfunkgebühr ist unverzichtbare Grundlage erfolgreichen künstlerischen, musikalischen und schriftstellerischen Schaffens in Hörfunk und Fernsehen. Sie sichert die grundgesetzlich garantierte Freiheit des Rundfunks, ist aber zugleich Verpflichtung für eine Programmvielfalt, die kulturelle Themen aufgreift und unsere reiche Theaterlandschaft widerspiegelt. Produktion und Sendung von Kulturprogrammen müssen selbstverständlicher Bestandteil der Budgets von ARD und ZDF sein. Das gilt auch hinsichtlich der Abgeltung von Urheber- und Leistungsschutzrechten. Genauso wichtig ist aber die ausreichende öffentliche Finanzierung von Kunst und Kultur. Nur auf der Basis von Rundfunkgebühr und Kulturfinanzierung kann den Zuschauern und Zuhörern ein anspruchsvolles Kulturprogramm in Hörfunk und Fernsehen angeboten werden. Und nur auf dieser Grundlage wird eine neue Partnerschaft zwischen Kultur und Rundfunk erfolgreich sein.

Köln, 28.05.2011

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