Mainz - Die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur treibt eine bundesweite Plattform für Forschungsdaten in den Kulturwissenschaften voran. Mit dem Aufbau dieser auch für andere Bereiche angestrebten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) werde sich die wissenschaftliche Welt fundamental verändern, sagte der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) am Donnerstag bei einem Besuch der Akademie.
Digital kann Kultur auch in Zeiten der Corona-Krise Menschen erfreuen, Orientierung geben und zu neuen Forschungsfragen anregen. Mit dieser Erfahrung treibt die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur eine bundesweite Plattform für Forschungsdaten in den Kulturwissenschaften voran. Mit dem Aufbau dieser auch für andere Bereiche angestrebten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) werde sich die wissenschaftliche Welt fundamental verändern, sagte der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) am Donnerstag bei einem Besuch der Akademie. Die neue Infrastruktur mache Daten in einem viel größeren Ausmaß als bisher zugänglich und öffne damit den Weg zu ganz neuen Forschungsfragen.
Vernetzte Plattformen für digitalisierte Forschungsdaten sind unter anderem auch für die Medizin, die Chemie oder die Sozialwissenschaften in Vorbereitung. Die Plattform für die Kulturwissenschaften, NFDI4Culture, verbindet neun Trägerorganisationen mit elf Fachgesellschaften und 52 Partnern. Mit dabei sind unter anderen die Universitäten Köln, Heidelberg, Marburg und Paderborn sowie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz hat die Federführung in dem Forschungskonsortium des Bundes und der Länder übernommen. «Wir sind gerade in der Startup-Phase und gründen uns bis Oktober», sagte der Sprecher des Konsortiums, Torsten Schrade. Am 1. Oktober beginnt die öffentliche Förderung mit Mitteln von 18,5 Millionen Euro.
Während seiner Sommerreise ließ sich Wolf zwei Beispiele des neuen Netzwerks zeigen, zu Daten materieller wie immaterieller Kulturgüter. Im ersten Beispiel ging es um die 3D-Modellierung des barocken Kaisersaals in Bamberg, im zweiten Beispiel um die Visualisierung von Tanzbewegungen. Hier sei es das Bemühen, den Körper als Mittel von Kommunikation und Ausdruck jenseits von Sprache in Daten zu fassen, erklärte Schrade. NFDI4Culture umfasst sechs Fachdisziplinen: Architektur-, Kunst-, Musik-, Theater-, Tanz- und Medienwissenschaft.
Mit der Konsortialführung werde für die Mainzer Akademie «die Tür für sehr erfolgversprechende Zukunftsperspektiven aufgestoßen», sagte Akademiepräsident Reiner Anderl. Damit werde nicht nur ein nationales, sondern auch ein internationales Netzwerk geschaffen. Erstmals werde die Infrastruktur für ein professionelles Forschungsdatenmanagement im kulturellen Bereich geschaffen, das ein breites Spektrum abdecke.
Bei der Gestaltung der Plattformen seien Fragen von Recht und Ethik von besonderer Bedeutung, sagte Schrade der Deutschen Presse-Agentur. «Offen zugängliche Daten sind für uns von zentraler Bedeutung», sagte der Wissenschaftler. Zwar gehe es in den Kulturwissenschaften oft um komplexe Verwertungsfragen - Künstler müssten auch von ihrer Arbeit leben können. Aber nur mit allgemein zugänglichen Daten gebe es die Chance, die Kulturwissenschaften für verschiedene Forschungsinteressen und für eine internationale Öffentlichkeit zu öffnen.