Leipzig - Geschlossene Museen, leere Konzert- und Opernhäuser, abgesagte Gottesdienste und dichte Grenzen zu Polen und Tschechien. Das Coronavirus bringt das öffentliche Leben in Sachsen zunehmend zum Erliegen. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Das Virus breitet sich aus. Bis Sonntag gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Dresden 99 bestätigte Fälle im Freistaat, zwei Tage davor waren es noch 77.
Seit Samstag sind die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden geschlossen. Damit verliert die Landeshauptstadt Dresden ihren wichtigsten Besuchermagneten. Auch die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten in Sachsen empfangen keine Gäste mehr. In Leipzig sagten die Eigenbetriebe für Kultur Veranstaltungen unter anderem im Gewandhaus, im Schauspiel und in der Oper ab.
In der Nacht zum Samstag hatte das Nachbarland Tschechien die festen Grenzkontrollen zu Deutschland und Österreich wieder eingeführt. Deutsche und Ausländer aus weiteren Risikostaaten dürfen nicht mehr einreisen und werden abgewiesen. Ausnahmen gelten nur für Deutsche mit Wohnsitz in Tschechien sowie Berufspendler in einem Streifen von 100 Kilometern beiderseits der Grenze. In der Nacht zu Sonntag hatte Polen seine Grenzen zu Deutschland und anderen EU-Nachbarländern geschlossen.
Im Linienverkehr der Länderbahn kommt es wegen der Einstellung der grenzüberschreitenden Zugverbindungen in Tschechien und Polen seit Samstag zu Behinderungen. In Sachsen sind die Vogtlandbahn sowie der Trilex betroffen, wie ein Sprecher der Länderbahn mitteilte. Von Zwickau und Plauen aus fährt die Bahn nur noch bis Zwotental und nicht mehr bis nach Kraslice auf tschechischer Seite. Fahrgäste von Zwickau Richtung Cheb können nur noch bis Bad Brambach fahren.
Der Trilex zwischen Dresden und Liberec verkehrt noch bis Zittau. Die Verbindung von Dresden nach Zgorzelec endet in Görlitz und führt nicht mehr nach Polen. Für den Betrieb auf der Strecke Seifhennersdorf-Zittau-Liberec entfallen die Haltepunkte in Deutschland. Entsprechende Anträge wurden von tschechischen und polnischen Verkehrsministerien genehmigt.
Eltern müssen sich ab kommender Woche auf geschlossene Kitas und Schulen einstellen. Ab Montag hat das Kultusministerium die Schulpflicht aufgehoben und für öffentliche Schulen eine unterrichtsfreie Zeit angeordnet. «Die Schulen bleiben jedoch geöffnet. Das Lehrpersonal ist anwesend, um die Betreuung für alle Schülerinnen und Schüler sicherzustellen», hieß es. Im Laufe der kommenden Woche sollen dann Kitas und Schulen geschlossen werden, mit den Kommunen sei man im Gespräch über eine Notbetreuung vor allem an Grundschulen und Kitas.
Auch die Ärmsten trifft das Coronavirus. In Dresden ist am Wochenende die Nachtcafé-Saison vorzeitig beendet worden. Die sieben Unterkünfte für Obdachlose in der Stadt sollten eigentlich bis Ende März geöffnet bleiben. Doch die Ansteckungsgefahr sei zu groß, sagte Sprecher Gerd Grabowski.
Im Zuge der Coronavirus-Pandemie hat der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) Rassismus gegenüber Menschen mit asiatischem Aussehen kritisiert. «Mich ärgert es maßlos, dass einige Leute ihre kruden Vorurteile jetzt unter dem Deckmantel von Corona verbreiten», sagte Hilbert in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung. Niemand mit asiatischem Aussehen könne etwas dafür, dass das Virus zuerst in China aufgetreten war, und keiner dieser Menschen stelle ein Gefahrenpotenzial dar.
Die Kirchen Sachsens hatten am Sonntag Gottesdienste in den Gemeinden abgesagt. Bis auf weiteres werde es im Bistum Dresden-Meißen keine öffentlichen Gottesdienste und Veranstaltungen geben, hatte Bischof Heinrich Timmerevers entschieden. Auch die sächsische Landeskirche hatte ihre Gemeinden aufgerufen, auf alle Gottesdienste zu verzichten.