Rostock - Unterstützer des Volkstheaters Rostock haben am Mittwoch für den Erhalt des Hauses mit seinen vier Sparten demonstriert. Zunächst versammelten sich rund 300 Menschen. Die private «Initiative Volkstheater» hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Hintergrund war eine Sitzung der Bürgerschaft, bei der es um die Schließung der Sparten Tanz und Musiktheater gehen sollte.
Seit Monaten wird um die Zukunft des Volkstheaters gerungen. Die Stadtspitze und Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) wollen die Sparten schließen, um das Theater bei sinkenden Zuschüssen halten zu können. Das Theater bekommt pro Jahr 16,6 Millionen Euro von Stadt und Land. Intendant Sewan Latchinian sieht das Theater dagegen auf einem guten Weg. Das Haus brauche nicht mehr Geld, sondern mehr Zeit.
«Seit mehr als 15 Jahren diskutieren wir über die Zukunft des Theaters, ohne Strukturentscheidungen zu treffen», sagte Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur. Er habe Verständnis für das Engagement der Unterstützer, müsse aber an das Gesamtwohl der Stadt denken.
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Schauspieler Sodann und Hübner kämpfen für Rostocker Volkstheater
Joachim Mangler, dpa
Der Dauerstreit um das Volkstheater erhitzt die Gemüter in Rostock. Die Unterstützer haben mehrere prominente Künstler gewonnen, die ihre Solidarität für das Theater bekunden.
Rostock - Mit eindringlichen Rede- und Musikbeiträgen haben Künstler in Rostock die Politik aufgefordert, ihre Pläne zur Schließung von zwei der Sparten im Volkstheater zu beenden. Aus reiner Berechnung würde dieser Reichtum von der Politik aufgegeben, sagte der Schauspieler Peter Sodann am Mittwoch vor rund 500 Zuhörern bei widrigen Wetterbedingungen. «Schon gibt es Regionen in Mitteleuropa, deren Bewohner keine Opern erleben können.» Die private «Initiative Volkstheater» hatte zu der Kundgebung aufgerufen.
Bald werde es eine Generation geben, die nichts mehr von dem Verlust wisse und die nichts von dem Reichtum ahne, den die Gesellschaft einmal besaß, sagte Sodann. «Bringen wir nicht unsere Kinder um eine Schönheit, die die vergangenen Jahrhunderte und unsere Zeit geschaffen haben.»
Ursprünglich wollte die Rostocker Bürgerschaft an diesem Mittwoch über Pläne entscheiden, die aus dem Vier- ein Zwei-Sparten-Theater machen würden. Das Tanz- und Musiktheater würde gestrichen. Zu Beginn der Sitzung wurde dieser Tagesordnungspunkt aber gestrichen.
Seit Monaten wird zäh um die Zukunft des Theaters gerungen. Die Stadtspitze und Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) wollen die Sparten schließen, um das Theater bei sinkenden Zuschüssen halten zu können. Das Theater bekommt pro Jahr 16,6 Millionen Euro von Stadt und Land. Intendant Sewan Latchinian sieht das Haus dagegen auf einem guten Weg. Das Theater brauche nicht mehr Geld, sondern Zeit.
Die Eile, mit der Land und Stadt ihre Entscheidung durchboxten, sei unverständlich, sagte Schauspieler Charly Hübner in einem Videobeitrag. Erst vor wenigen Monaten sei die Intendantenstelle mit Latchinian neu besetzt worden - mit dem Angebot eines Vier-Sparten-Theaters. Nach kurzer Zeit würden wesentliche Inhalte des Vertrags rückgängig gemacht. «Dies ist ein Verrat am Vertrag.»
Brodkorb sei auf dem Weg, aus einem Minister, der Kultur fördern soll, ein Minister zu werden, der Kultur abgeschafft hat, sagte Hübner, der im Rostocker «Polizeiruf» ermittelt. Mecklenburg-Vorpommern sei aber auf Kultur angewiesen, damit die Leute in diesem Land leben können.
«Seit mehr als 15 Jahren diskutieren wir über die Zukunft des Theaters, ohne Strukturentscheidungen zu treffen», sagte Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur. Er habe Verständnis für das Engagement der Unterstützer, müsse aber an das Gesamtwohl der Stadt denken. «Ohne Strukturentscheidungen verstetigen wir nur das schon seit 20 Jahren anhaltende Ausbluten des Ensembles und werden spätestens in fünf oder sechs Jahren die Quittung dafür erhalten.»