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Den Klang der Zukunft meistern

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nmz-Serie Musikunternehmer: Andreas Spreer und sein Label tacet
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In den Anfangsjahren wurde Spreers Firma in erster Linie von Techniknarren, deren Hobby teure Stereoanlagen sind, wahrgenommen. Seine Aufnahmen galten als Synomym für „unbearbeiteten“ akustischen Klang. Durch den kontinuierlichen Aufbau eines Künstlerstammes rückte das Label immer mehr ins Blick- und Hörfeld des Klassikkenners, der weniger an Anlagen als an hochwertiger Interpretation interessiert ist. Im Katalog der Plattenfirma finden sich Namen wie das Abegg-Trio, das Auryn-Quartett, das Stuttgarter Kammerorchester, Evgeni Koriolov, Hartmut Lindemann, das Gaede-Trio und Florin Paul. Im Schnitt veröffentlicht tacet nur etwa zehn CDs pro Jahr. Doch für Spreer kommt Qualität vor Quantität. Bis auf zwei, drei Ausnahmen sind alle je von ihm produzierten CDs lieferbar. Dazu gehören natürlich auch echte „Cash Cows“. „Am besten läuft zur Zeit Koroliovs Einspielung der ‘Kunst der Fuge’, die Aufnahme des zweiten Bandes kommt Anfang 2001.“ Ein Verkaufsschlager aus dem audiophilen Technikbereich ist eine Aufnahme mit dem Stuttgarter Kammerorchester: „Die Röhre – The Tube“. Spreer zeichnete unterhaltsame Werke von Boccherini, Corelli, Vivaldi, Scarlatti und Biber ausschließlich mit Röhrenmikrofonen, Röhrentonband und Röhrenmischpult auf. Allein in Hongkong, so Spreer, habe er im ersten Halbjahr 4.000 Stück dieser CD verkauft. Bei der Idee zur Gründung des tacet-Sublabels „Eigenart“ standen der „Filmverlag der Autoren“ und das Jazz-Label „Mood Records“ Pate: Bei Eigenart produzieren die Künstler selber und behalten die Rechte an der Aufnahme. Spreer tritt hier als Dienstleister auf und liefert hochwertige Aufnahmequalität sowie den weltweiten Vertrieb. Für „Eigenart“ spricht auch, dass ein Ensemble heute ohne Promotion-CD von keinem Kulturamtsreferenten gebucht wird.

Seit Jahren behauptet sich eine Handvoll kleiner Tonträgerhersteller für klassische Musik im Schatten der Major Companies. Wichtig fürs Überleben der „Kleinen“ in diversen Marktnischen war stets ihr editorisches Profil. Die Stuttgarter Musikproduktion tacet kann als Beispiel für so ein Label dienen. Der Name tacet steht für liebevoll edierte, hochwertige Aufnahmen mit einigen wenigen, profilierten Künstlern. Inhaber des Labels ist Andreas Spreer, bis 1989 Tonmeister bei Intercord in Stuttgart. Nach elf Jahren Arbeit in Eigenregie kann er heute ungefähr 120 CDs und 3 LPs im Katalog vorweisen. Zahlenmäßig ist das nicht viel. Jedoch können Spreer und sein fest angestellter Mitarbeiter, der Toningenieur Roland Kistner, davon leben; und es bleibt noch so viel übrig, dass einiges in Neuproduktionen sowie in den Einstieg in die Audio-DVD-Technologie investiert werden kann.In den Anfangsjahren wurde Spreers Firma in erster Linie von Techniknarren, deren Hobby teure Stereoanlagen sind, wahrgenommen. Seine Aufnahmen galten als Synomym für „unbearbeiteten“ akustischen Klang. Durch den kontinuierlichen Aufbau eines Künstlerstammes rückte das Label immer mehr ins Blick- und Hörfeld des Klassikkenners, der weniger an Anlagen als an hochwertiger Interpretation interessiert ist. Im Katalog der Plattenfirma finden sich Namen wie das Abegg-Trio, das Auryn-Quartett, das Stuttgarter Kammerorchester, Evgeni Koriolov, Hartmut Lindemann, das Gaede-Trio und Florin Paul. Im Schnitt veröffentlicht tacet nur etwa zehn CDs pro Jahr. Doch für Spreer kommt Qualität vor Quantität. Bis auf zwei, drei Ausnahmen sind alle je von ihm produzierten CDs lieferbar. Dazu gehören natürlich auch echte „Cash Cows“. „Am besten läuft zur Zeit Koroliovs Einspielung der ‘Kunst der Fuge’, die Aufnahme des zweiten Bandes kommt Anfang 2001.“ Ein Verkaufsschlager aus dem audiophilen Technikbereich ist eine Aufnahme mit dem Stuttgarter Kammerorchester: „Die Röhre – The Tube“. Spreer zeichnete unterhaltsame Werke von Boccherini, Corelli, Vivaldi, Scarlatti und Biber ausschließlich mit Röhrenmikrofonen, Röhrentonband und Röhrenmischpult auf. Allein in Hongkong, so Spreer, habe er im ersten Halbjahr 4.000 Stück dieser CD verkauft. Bei der Idee zur Gründung des tacet-Sublabels „Eigenart“ standen der „Filmverlag der Autoren“ und das Jazz-Label „Mood Records“ Pate: Bei Eigenart produzieren die Künstler selber und behalten die Rechte an der Aufnahme. Spreer tritt hier als Dienstleister auf und liefert hochwertige Aufnahmequalität sowie den weltweiten Vertrieb. Für „Eigenart“ spricht auch, dass ein Ensemble heute ohne Promotion-CD von keinem Kulturamtsreferenten gebucht wird.

Andreas Spreer. Foto: Peter Laenger

Gelegenheit macht Produzenten, könnte man zur Zusammenarbeit von Spreer und dem Abegg-Trio sagen. Bereits bei Intercord nahm er die Platten des Klaviertrios mit Gerrit Zitterbart, Klavier, Ulrich Beetz, Violine, und Birgit Erichson, Cello, auf. EMI kaufte Intercord, der gesamte Abegg-Katalog ging somit zu EMI, die die Sache weiterführte. Doch das Trio fühlte sich bei der neuen Firma als „zweite Wahl“, wie der Geiger Ulrich Beetz das ausdrückt. In einem langen Telefonat zwischen Zitterbart und Spreer kam beiden die Idee, die Rechte zurückzukaufen und dann als Gesamtedition, bestehend aus Wiederveröffentlichungen und Neuproduktionen, bei tacet herauszubringen.

Ökonomischer Erfolg ist für ihn nur möglich durch ein unternehmerisches Prinzip, das auch die Großen immer häufiger anwenden, nämlich Outsourcing. „Ich sitze wie eine Spinne im Netz“, so definiert Spreer seine Unternehmensstruktur. „Die Spezialisten für Computer, für Grafik, Texte, EDV, Buchführung, Vertrieb, die Presswerke, die Übersetzer, ich dirigiere alle von hier aus.“ Weil er sich nicht durch Lohnkosten bindet, bleibt Spreer „fit für den Wettbewerb“.

Nach der Bedeutung der neuen Medien gefragt, antwortet der Stuttgarter Tonmeister, dass für seine Firma CD-Piraten und Schwarzbrenner keine Gefahr sind, dazu sind seine Stückzahlen noch zu niedrig. Interessanterals das Internet sei für ihn die Einführung der Digital Video Disc (DVD). Spreer will die große Speicherkapazität des neuen Mediums benutzen, um Surroundklang im neuen DVD-Audio-Standard zu produzieren. Unglücklicherweise besitzt diesen Standard noch keines der etwa zwei Millionen Geräte in deutschen Haushalten. Das ist erst bei der kommenden Gerätegeneration der Fall. „Das, was ich mit der DVD mache, ist ein Risiko. Aber ich will es tun, weil ich die Möglichkeiten für gigantisch halte. Wir Tonmeister setzen dann deutlichere Akzente und werden aufgewertet. Der Klang ist in Zukunft wichtiger, man wird auch deutlicher erkennen, wessen Sound zu hören ist. Das kann uns Tonmeistern nur recht sein, weil wir nach wie vor in der Urheberrechtskette als Berechtigte nicht wahrgenommen werden.“

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