Seit September 2012 ist Michael Pabst-Krueger Bundesvorsitzender des Arbeitskreises für Schulmusik (AfS). In dieser Zeit war es einer seiner maßgeblichen Arbeitsschwerpunkte, die Fusion von AfS und VDS voranzutreiben. Andreas Kolb fragte ihn ihm Gespräch nach der Sicht des AfS.
neue musikzeitung: Herr Pabst-Krueger, wie geht es Ihnen auf der Fusions-Zielgeraden?
Michael Pabst-Krueger: Ich bin froh, dass der Termin feststeht, dass die Vorbereitungen für den Start abgeschlossen sind und die Satzung fertiggestellt ist. Wir hatten eine lange Reihe von Sitzungen mit Vertretern aus Bund und Ländern, um die Struktur des neuen Verbandes zu entwickeln. Denn AfS und VDS haben völlig unterschiedliche Strukturen: Wir sind momentan noch ein Bundesverband mit unselbstständigen Landesverbänden; beim VDS gibt es eigenständige Landesverbände mit einem übergeordneten Bundesverband. An diesen formalen Dingen scheiterte bereits vor einigen Jahren der erste Anlauf zu einer Fusion. Wir haben jetzt einen Verband aufgesetzt, der sowohl dem Bund als auch den Ländern optimale Möglichkeiten gibt, ihre Arbeit durchzuführen, und dabei eine gute Verzahnung zwischen Bund und Ländern erreicht.
nmz: Gibt es bei aller Aufbruchstimmung unter den AfS-Mitgliedern auch Ängste, Vorbehalte oder kritische Stimmen bezüglich des neuen Verbandes?
Pabst-Krueger: Es gab im Laufe des Diskussionsprozesses auch eine ganze Reihe von Vorbehalten, ob ein gemeinsamer Verband funktionieren kann, unter anderem weil der Partnerverband ursprünglich andere Zielgruppen im Blick hatte. Wir haben in den letzten Jahren jedoch sehr gute Erfahrungen bei der Zusammenarbeit gemacht, sowohl im Bund als auch in den meisten Ländern. Wir führen bereits zum zweiten Mal einen Bundeskongress gemeinsam durch, in vielen Ländern gab es bereits gemeinsame Länderkongresse. Auch gibt es Länder, in denen die Vorstandssitzungen von AfS und VDS gemeinsam durchgeführt werden. In den letzten Jahren hat sich sehr viel in Richtung Zusammenarbeit getan. Hierdurch sind die Unwägbarkeiten, auch Ängste sicherlich, weitgehend abgebaut worden.
nmz: Wie definieren Sie die Zielrichtung des neuen Bundesverbandes Musikunterricht?
Pabst-Krueger: Die Zielrichtungen unserer Verbände sind inzwischen weitestgehend identisch. Traditionell war der VDS stärker auf das Gymnasium ausgerichtet und der AfS stärker auf die anderen Schulformen (GS, RS u.a.). Während der AfS sehr intensiv im Bereich der Fortbildung tätig war, engagierte sich der VDS stärker im politischen Bereich. Das hat sich jedoch im Laufe der letzten Jahre, ja schon Jahrzehnte, mehr und mehr angenähert. Im Bereich der Politik geht es in Zukunft vor allem um die Sicherung des kontinuierlichen Musikunterrichts an den allgemeinbildenden Schulen, der sehr gerne ergänzt werden kann durch Zusammenarbeit mit anderen Kultur- und Bildungsträgern. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass solche Projekte einen kontinuierlichen Musikunterricht nicht ersetzen können. Wir werden außerdem unsere intensive Fortbildungsarbeit fortsetzen in Form von Bundes- und Landeskongressen sowie mit variablen Angeboten auf regionaler Ebene.
nmz: Sie sind zahlenmäßig der kleinere Verband. Fühlen Sie sich als Juniorpartner?
Pabst-Krueger: Von unserer Seite bestehen diesbezüglich keinerlei Bedenken. Wir arbeiten bereits jetzt in vielen Gremien und informellen Arbeitsgruppen sehr effektiv und kollegial wertschätzend auf Augenhöhe zusammen.
nmz: Sie bekommen quasi über Nacht 16 neue Landesverbände. Wie geht es ihnen damit?
Pabst-Krueger: Aus unserer Sicht werden die Länder im neuen Verband mehr Eigenständigkeit bekommen, als sie vorher beim AfS hatten. Damit können wir sehr gut leben insbesondere, weil wir in der neuen Verbandsstruktur zwei übergreifende Gremien haben, in denen die Zusammenarbeit von Bund und Land koordiniert wird: die Bund-Länder-Versammlung und den Verbandsrat.
nmz: Wie behandeln Sie das Thema „verschiedene Schulformen“ und wie ist die Position bezüglich der Hochschulen?
Pabst-Krueger: Durch den neuen Bundesvorstand versuchen wir, die unterschiedlichen Bereiche abzudecken: Es sind Ansprechpartner aus allen Schulformen vorhanden. Zur Ausbildung: Die Studiengänge müssen sich an der Berufspraxis orientieren und möglichst verzahnt werden mit Referendariat- und Praxisanteilen. Hier wirken wir über unsere sehr guten Netzwerke in die Universitäten, Hochschulen und Studienseminare hinein.
nmz: Wie sehen die Ministerien den neuen Verband?
Pabst-Krueger: In der Vergangenheit ist immer wieder an uns herangetragen worden, dass es unverständlich sei, wenn sich zwei Verbände mit nahezu denselben Zielen für den Musikunterricht einsetzen. Dieses hören wir aber nicht nur von Seiten der Politik und der Behörden, sondern vor allem von den Mitgliedern, insbesondere jungen Kollegen, die sich zusätzlich fragen, in welchem Verband man sich denn engagieren soll. Etliche Musiklehrer warten geradezu auf den neuen Verband, um dann endlich einzutreten: Auch auf diese potenziellen Mitstreiter zählen wir. Für die Mitglieder im neuen Verband gibt es eine ganze Reihe von Vorteilen, die es interessant machen, in den Verband einzutreten: zunächst selbstverständlich die politische Vertretung, dann aber auch vergünstigte Teilnehmerbeiträge für Kongresse und Fortbildungen. Das macht bei den Kongressen zum Beispiel schon die Differenz von einem Jahresmitgliedsbeitrag aus. Zusätzlich wird es Verbandspublikationen und vergünstigte Abonnements mit einer Reihe von Zeitschriften geben. Da sind wir mit vielen Verlagen in Verhandlung, unter anderem auch mit der nmz.
nmz: Ab Anfang 2015 sind AfS und VDS im neuen Bundesverband Musikunterricht aufgeschmolzen?
Pabst-Krueger: Zunächst gründen wir am 20. September auf dem Bundeskongress in Leipzig den neuen Bundesverband Musikunterricht. Nach der Neugründung müssen die alten Verbände noch einmal aktiv werden und in Mitgliederversammlungen Aufschmelzungsbeschlüsse fassen, mit dem dann auch die Auflösung des jeweiligen alten Verbandes verbunden ist. Nach Möglichkeit soll dieser Prozess bis zum 31. Dezember 2014 abgeschlossen sein. Damit können die Verschmelzungen zum 1. Januar 2015 wirksam und der neue Bundesverband Musikunterricht anschließend aktiv werden. Im AfS-Magazin vom Mai 2014 habe ich einen ausführlichen Artikel zur zukünftigen Struktur des neuen Verbandes und zu den einzelnen Schritten zur Verschmelzung hin geschrieben, der einseh- und downloadbar ist unter http://www.afs-musik.de/magazinaktuell.html.
nmz: Mit wie vielen Gründungsmitgliedern des neuen BMU rechnen Sie?
Pabst-Krueger: Wir hoffen, beim Bundeskongress viele Kollegen zum Beitritt „von Anfang an“ motivieren zu können, insbesondere auch viele derjenigen, die bisher keinem Verband angehören – dies sind erfahrungsgemäß gut die Hälfte der Kongressteilnehmer.
nmz: Stehen denn bereits Personen für die neuen Ämter zur Verfügung?
Pabst-Krueger: Es wird derzeit ein Vorschlag für den Gründungs-Bundesvorstand erarbeitet, der voraussichtlich aus 12 Personen besteht, die jeweils etwa zur Hälfte aus dem VDS und dem AfS stammen. Dieser Vorschlag wird einerseits Anfang September im Rahmen einer Mitgliederinformation allen Mitgliedern von VDS und AfS mitgeteilt, andererseits beim Bundeskongress öffentlich bekanntgegeben, sodass diesbezüglich höchstmögliche Transparenz bereits im Vorfeld der Gründungsversammlung besteht.
nmz: Sie hoffen auf viele neue Mitglieder. Wie ist das mit den Mitgliedsbeiträgen. Bleiben die gleich?
Pabst-Krueger: Die bisherigen Mitgliedsbeiträge sind in den verschiedenen „Altverbänden“ sehr unterschiedlich, teilweise sind hierin auch noch Zusatzleistungen wie Versicherungen oder Abonnements von Fachzeitschriften enthalten. Wir werden der Gründungsversammlung einen Standard-Mitgliedsbeitrag von 50€Euro jährlich vorschlagen, zudem wird es Fördermitgliedsbeiträge in unterschiedlicher Höhe und ermäßigte Mitgliedsbeiträge für Studierende, Referendare und Berufseinsteiger geben.
nmz: Was geschieht auf dem Bundeskongress in Leipzig?
Pabst-Krueger: Mit dem Bundeskongress wollen wir wieder eine gute öffentliche Wirkung für die Sache des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen erzielen: Es gibt bildungspolitische und wissenschaftliche Podien, Pressekonferenzen und wir konnten den MDR als Medienpartner gewinnen. Außerdem gibt es ein sehr umfangreiches und hoch qualitatives Fortbildungsangebot für die Kollegen, das sehr gut angenommen wird: Die bisherigen Anmeldezahlen lassen bereits vermuten, dass es 2014 deutlich mehr Interessenten als mögliche Kongressteilnehmer geben wird.