Berlin - Der künftige Intendant der Berliner Volksbühne, Chris Dercon, hat sein Konzept für das traditionsreiche Theater vor dem Berliner Abgeordnetenhaus verteidigt. «Die Volksbühne wird nicht geschlossen. Das Haus am Rosa-Luxemburg-Platz bleibt die Volksbühne», versicherte der 58-jährige Belgier am Montag im Kulturausschuss. «Wir machen keinen radikalen Neustart. Wir sind auf Kontinuität aus.»
Allerdings wolle er das Haus zu einem Mehrspartenhaus machen - mit Theater, Tanz, Musik, Kunst, Mode und der Kultur des Digitalen, sagte Dercon. Wichtig sei auch die Erweiterung der Spielräume in den Stadtraum hinaus - etwa durch die geplante mobile Bühne auf dem früheren Flughafen Tempelhof oder die Nutzung der Praterbühne ab dem Jahr 2019.
Der frühere Direktor der Tate Gallery of Modern Art in London soll vom Herbst an der Nachfolger des langjährigen Volksbühnen-Patriarchen Frank Castorf werden. Seine Berufung hatte eine erbitterte und oft verletzend geführte Debatte ausgelöst. Die Volksbühne drohe zu einer «Eventbude» zu verkommen, hieß es im Vorfeld.
Die Wahl neuer Spielorte sei keine Verzettelung, sondern entspreche den Bedürfnissen der Künstler, sagte Dercon. «Die Volksbühne ist für uns das Herzzentrum. Der Hauptlebensnerv liegt weiterhin in Mitte», versicherte auch seine Programmdirektorin Marietta Piekenbrock. Beim Ensemble werde es künftig eine Mischung aus festen und freien Kräften geben, kündigte sie an. Was sie sich vom Senat wünsche, wurde die Theatermacherin gefragt. «Dass dieses Experiment erstmal beschützt wird», lautete die Antwort.