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Deutsche Orchestervereinigung kritisiert Kulturfusion in Halle

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Halle (ddp-lsa). Die Deutsche Orchestervereinigung hat die von der Stadt Halle geplante Zusammenlegung der Kulturstätten scharf kritisiert. Mit der Vereinigung von Staatskapelle sowie allen ansässigen Theatern unter dem Dach einer Kultur-GmbH setze sich der Kulturabbau in Sachsen-Anhalt dramatisch fort, teilte die Deutsche Orchestervereinigung am Montag in Berlin mit.

Die mit der Fusion einhergehenden Kündigungen hätten folgenreiche Einschränkungen von Quantität und Qualität zur Folge. Die Zusammenlegung treffe vor allem die Staatskapelle Halle. Von 152 Künstlern werden rund 52 ihre Stelle verlieren, sagte Rolf Stiska, designierter Geschäftsführer der zu gründenden Kultur-GmbH auf ddp-Anfrage. Die Maßnahmen seien nicht zu umgehen. Die Stadt Halle könne es sich nicht leisten, ein so großes Orchester zu finanzieren. Nur das Leipziger Gewandhaus sei noch größer. Die Berliner Philharmonie zählt 128 Musiker. Der Stadtrat stimmt am 26. November über die Gründung der Kultur-GmbH ab. Die Kulturstätten sollen Anfang 2009 fusionieren.

 

Ergänzend dazu die Pressemeldung der DOV:

Schmerzliche Erinnerungen als Zukunft einer Musikstadt - Jeder dritte Musiker der Staatskapelle Halle auf die Straße?
Wortreich, mit vielen Schlagworten bemüht die Hallesche Stadtführung in einer jetzt bekannt gewordenen Beschlussvorlage den Glanz der musikalischen Vergangenheit, verspricht deren Erhalt und Ausbau als Perspektive, erklärt die Händelpflege zu Halles Hauptaufgabe, beschwört ein zukünftig noch höheres künstlerisches Niveau, verheißt gar eine internationale kulturelle Botschafterfunktion. Erst spät und ganz klein werden aus einem nur beiläufigem Nebensatz auf Seite 12 dieses Papiers die tatsächlichen Konsequenzen, werden wahre Absicht und Zukunftsaussichten dieser "Chefsache Kultur" offenbar: Es dürfe in Sachen Staatskapelle "allerdings nicht übersehen werden, dass der gewaltige Einschnitt, auch bedingt durch die Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen, zur Beeinträchtigung der Alters- und Leistungsstruktur führen wird". - Nicht Erhalt von Kultur, schon gar nicht ein Mehr, wird es geben, sondern weniger Musiktheater, weniger Konzerte, weniger Musik für Kinder und Jugendliche, kaum noch Gastspiele. Von den vorgesehenen repräsentativen Landesaufgaben keine Rede mehr. - Abstriche sowohl in Quantität wie auch in Qualität sind nachlesbar eingeplant. Damit setzt sich der Kulturabbau in Sachsen-Anhalt dramatisch fort. Am 26. November sollen die Stadtvertreter diesem in der Geschichte der Saalestadt einmaligen folgenreichen Kulturabbau ihre Zustimmung erteilen. Nicht nur seinen eigenen Beschluss vom 25. Juni 2003 zur Bildung der Staatskapelle Halle würde der Stadtrat damit zur Makulatur erklären, sondern gleichzeitig das Ergebnis einer monatelang tagenden gemeinsamen Arbeitsgruppe des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle, die diese Staatskapelle als Fusion des ehemaligen Opernorchesters Halle und des Philharmonischen Staatsorchesters initiiert und vorbereitet hatte.

Der durch die Musiker der Staatskapelle mit hohem Einsatz glänzend bewältigte künstlerisch und sozial komplizierte Fusionsprozess wird über Halle hinaus vom Publikum mit hoher Resonanz auf die Konzerte anerkannt. Keinerlei Anerkennung erfahren die Musiker durch ihre Stadtführung für die Millioneneinsparungen, die pro Jahr unter diesen schwierigen Bedingungen durch den gleichzeitigen Abbau von 45 Musikerstellen in Halle vom Orchester erbracht wurden. Noch hilfloser als alles andere der Kommentar zum Händel-Festspielorchester: Einer künstlerischen Profilierung dieses für Halle so besonderen Spezialensembles stehe "im Wege, dass es sich hierbei nur um mehr oder weniger sporadische Nebentätigkeit von Mitgliedern der Staatskapelle aus freiwilliger Basis handelt". Gerade noch hatte die Oberbürgermeisterin dieses Ensemble zum "Alleinstellungsmerkmal in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus" gefeiert. - Und 2009 wartet das Händeljubiläum! Die Fassade soll weiter glänzen, auch wenn schon Hand an die Fundamente gelegt wird. Die Stadtführung wird das nicht weiter berühren. Für den Abbau steht eine GmbH bereits in den Startlöchern.

V.i.S.d.P.
Dr. Claus Strulick
Stellv. Geschäftsführer


 

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