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Deutscher Bühnenverein fordert Ende des Sparens an Theatern

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Stellenabbau, befristete Beschäftigung: Die deutschen Theater haben die Sparbemühungen der Rathäuser in den vergangenen Jahren kräftig zu spüren bekommen. Der Deutsche Bühnenverein warnt nun vor den Folgen einer „immensen Verdichtung der Arbeit“.

Der Deutsche Bühnenverein fordert angesichts der stabilen Konjunktur eine ausreichende öffentliche Finanzierung für Theater und ihre Beschäftigten. Wegen Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand sei die Zahl der Theatermitarbeiter in den vergangenen 20 Jahren um etwa 6.000 auf 39.000 gesunken, sagte der Geschäftsführende Direktor Rolf Bolwin der Deutschen Presse-Agentur vor der Mitgliederversammlung des Vereins, die am Freitag (3. Juni) in Kaiserslautern beginnt.

Die Bühnen kämen heute vielerorts mit deutlich weniger Geld aus, vor allem wegen geänderter Tarifverträge und gekürzter Vergütungen. Bei Beschäftigten und Gewerkschaften werde die Lage kritisch diskutiert, die Rede sei von einer drohenden Überstrapazierung.

Es würden erheblich mehr Mitarbeiter nur für eine Produktion oder einen Abend engagiert, weil das billiger sei, sagte Bolwin. Vor ungefähr 20 Jahren seien es an öffentlich getragenen Theatern 8000 Verträge im Jahr für „unständig Beschäftigte“ gewesen. „Heute sind es rund 25.000.“ Es sei ein Punkt erreicht, an dem sich Theater fragten, warum sie immer noch diejenigen seien, die besonders sparen sollen. „Wir haben unseren Beitrag geleistet.“ Zudem sei die wirtschaftliche Lage in Deutschland relativ stabil. „An dieser Stabilität müssen die Theater und ihre Mitarbeiter stärker partizipieren“, forderte er. Die Mitarbeiter litten unter einer teilweise immensen Verdichtung der Arbeit: „Das heißt also: mehr arbeiten, aber nicht mehr, sondern eher weniger verdienen.“

Mit den Arbeitsbedingungen für die darstellenden Künstler insbesondere im Schauspiel will sich der Bühnenverein – der Bundesverband der Theater und Orchester – auch bei seiner Jahreshauptversammlung in Kaiserslautern (3./4. Juni) befassen. Dazu werden mehr als 200 Intendanten und Direktoren deutscher Theater und Orchester sowie Kulturpolitiker erwartet. In Deutschland gibt es etwa 140 öffentlich getragene Theaterunternehmen. Dazu zählen Stadttheater, Staatstheater und Landesbühnen. Hinzu kommen zahlreiche Privattheater und Orchester.

Bolwin ist nicht der Ansicht, dass für eine angemessene Unterstützung der Theater und Orchester öffentliche Mittel fehlten. „Dass der Staat zu wenig Geld hat, fällt uns merkwürdigerweise immer dann ein, wenn es um Bildung und Kultur geht“, sagte er. „Ansonsten ist Geld oft kein Problem.“ Das zeigten die Tariferhöhungen für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. Zudem seien die Steuereinnahmen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Es sei eine Frage der Verteilung.

Bolwin appellierte auch an Bund und Länder, Kommunen ausreichend mit Steuermitteln auszustatten. Das kulturelle Angebot gehöre zur Lebensqualität einer Stadt und mache Kommunen für potenzielle Zuzügler interessant. „Es zieht doch keiner nach Dortmund, weil dort so ein gut funktionierendes Einwohnermeldeamt existiert“, sagte er.

Investitionen in die Kultur kurbelten die Wirtschaft genauso an wie andere Großprojekte. Positiv sei die Absicht Bayerns, die erwogene Renovierung des Theaters in Augsburg kräftig zu fördern. Bolwin ermunterte Kommunen, ihre Theater instandzuhalten. Viele Städte täten das oder entschieden sich derzeit für eine Sanierung.

„Es gibt aber auch Städte, die ihr Theater nicht gepflegt haben, sich aber dennoch nicht entscheiden können, zu sanieren oder gar etwas Neues zu bauen.“ Ein gutes Beispiel sei Gelsenkirchen, das trotz knapper Kassen sein Theater aus den 50er Jahren gepflegt habe.

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