Prag - Mit einem Konzert zu Ehren von NS-Verfolgten hat Deutschland in Tschechien ein Zeichen der Versöhnung gesetzt. In der Staatsoper in Prag erklangen am Mittwoch unter der Dirigentin Olga Machoňová Pavlů Werke von Pavel Haas, Viktor Ullmann und Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Eingeladen waren mehr als 600 Überlebende des nationalsozialistischen Terrors während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg sowie deren Angehörige und Vertreter der Gesellschaft.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wandte sich mit einem Video-Grußwort an die Besucher. «Trotz des Leids und der Gräuel, die Sie erleben mussten, (...) haben Sie uns die Hand gereicht zur Versöhnung», sagte er. Unter den Gästen war die 82-jährige Alena Stankova, deren Eltern sich in der Region um Pilsen (Plzen) an einer Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime beteiligt hatten. «Ich habe als Kind drei fröhliche Jahre verbracht, ehe meine Eltern ermordet wurden», berichtete sie.
Das Konzert fand im Rahmen des deutsch-tschechischen Kulturprojekts «Musica non grata» statt, das an im Nationalsozialismus verfolgte Komponisten erinnert. Zugleich veröffentlichte der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds eine Publikation mit bewegenden Erinnerungen von 22 NS-Überlebenden. «Jede dieser menschlichen Geschichten hätte einen ganzen Roman verdient», sagte die Schriftstellerin Radka Denemarkova bei der Buchpräsentation. Porträts des Fotografen Karel Cudlin runden die zweisprachige Veröffentlichung mit dem Titel «Als wäre das alles gestern geschehen» ab.