Die Jenaer Philharmonie fordert die Anerkennung ihrer überregionalen Bedeutung durch das Thüringer Kultusministerium. "Wir waren über die Eingruppierung als vorwiegend regional bedeutsames Orchester verärgert und enttäuscht", sagte der Intendant der Jenaer Philharmoniker, Bruno Scharnberg, in Jena. Die Arbeit an dem internationalen Ruf des Konzertorchesters sei mit der Entscheidung des Ministeriums "wie weggeschoben".
Vor rund zwei Wochen hatte Kultusminister Christoph Matschie (SPD) angekündigt, bis 2016 nur als überregional bedeutsam eingestufte Theater und Orchester mit mehr Fördermitteln zu unterstützen. Die Gelder für das Jenaer Orchester sollen bis 2016 bei jährlich 1,4 Millionen Euro eingefroren werden. Nach Darstellung des Ministeriums wurden die Einstufungen im Einvernehmen mit den Intendanten und der kommunalen Trägern vorgenommen.
Scharnberg wies dies zurück. Er selbst habe erst aus der Zeitung von der Einordnung durch das Kultusministerium erfahren. Zudem habe das Ministerium im vergangenen Jahr ein stärkeres regionales Engagement des Orchesters gefordert. Es sei unverständlich, dass die internationale Bedeutung der Jenaer Philharmoniker nun geleugnet werde.
In den vergangenen drei Jahren hätten die Jenaer Philharmoniker 30 Gastspiele in 17 Ländern absolviert. Auch die Aufnahme in das europäische Orchesternetzwerk "ONE" sei ein deutliches Signal für die Qualität und die internationale Ausstrahlung des Ensembles, sagte Scharnberg. Er rechnet bis 2016 für den Orchesterbetrieb mit einem Kostenanstieg von durchschnittlich 500.000 Euro pro Jahr.
Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) kündigte an, dass die Stadt alles daran setzen werde, den höheren Beitrag zur Orchesterfinanzierung dennoch zu schultern. "Wir stehen zu den Philharmonikern als Flaggschiff der Jenaer Kultur", sagte Schröter. Die Beurteilung sei schmerzlich und gehe an der Realität vorbei: "Die Einordnung war offensichtlich ein Schnellschuss, den wir nicht auf uns sitzen lassen."
Auch unter den Musikern habe die Entscheidung des Ministeriums für "Missstimmung und Unruhe" gesorgt, sagte Orchestervorstand Gunter Siebert. "Damit geraten wir in eine Schublade, aus der wir nicht mehr herauskommen." Viele aktive und zukünftige Musiker würden von der Einordnung abgeschreckt. "Am meisten hat den Kollegen weh getan, dass ihre Arbeit durch die Kategorisierung gering geschätzt wird."