Bayerische Staatstheater streichen Aufführungen bis Ende Januar +++ Nürnberger Staatstheater nutzt Corona-Pause für Umbau +++ «Helden und Erlöser»: Händel-Festspiele Halle mit 100 Veranstaltungen im Juni 2021 +++ Münchner Verdi-Premiere als Hommage ans verschwundene Publikum +++ Kurzarbeit an hessischen Staatstheatern - Land und Verdi einigen sich +++ Publikumsränge in Thüringer Theatern bleiben bis Ende Januar leer
Bayerische Staatstheater streichen Aufführungen bis Ende Januar
München - Die Bayerischen Staatstheater streichen in der Pandemie sämtliche Veranstaltungen bis Ende Januar. Diese Regelung gelte unabhängig von etwaigen gesetzlichen Vorgaben, teilte das Kunstministerium am Donnerstag in München mit. «Die Staatstheater haben nun eine deutlich bessere Planungssicherheit», begründete Minister Bernd Sibler (CSU) den mit den Intendanten beschlossenen Schritt. «Wenn hierdurch Energien für die Produktion von Onlineangeboten frei werden, kann es auch einen spürbaren Mehrwert für das Publikum geben!»
Die Staatstheater können weiterhin Online-Angebote präsentieren. Die Regelung gilt in München für die Bayerische Staatsoper samt Staatsballett, das Bayerische Staatsschauspiel, das Staatstheater am Gärtnerplatz sowie - vorbehaltlich der Zustimmung der Stiftungsgremien - die Staatstheater Nürnberg und Augsburg. Mitte Januar soll dann beraten werden, wie es ab Februar weiter geht.
Nürnberger Staatstheater nutzt Corona-Pause für Umbau
Nürnberg - Das Nürnberger Staatstheater nutzt die coronabedingte Zwangspause im Spielbetrieb, um den Brandschutz im Opernhaus zu verbessern. Ein neues Gutachten habe ergeben, dass ohne den Umbau nur noch eine begrenzte Zuschauerzahl in dem 1905 eröffneten Opernhaus möglich sei, teilte Bayerns größtes Mehrspartenhaus am Donnerstag mit.
Das denkmalgeschützte Gebäude soll in einigen Jahren vollständig saniert werden, und das Theater dafür auf eine andere Spielstätte ausweichen. Ursprünglich sollte erst dabei der Brandschutz auf den neusten Stand gebracht werden. Für die Übergangszeit sollen nun rauchdichte Trennwände im Foyer auf allen Ebenen und Anpassungen bei der Brandmeldeanlage das Problem beheben.
«Helden und Erlöser»: Händel-Festspiele Halle mit 100 Veranstaltungen im Juni 2021
Halle - Zu den Händel-Festspielen im kommenden Jahr sind mehr als 100 Veranstaltungen in Halle geplant. Unter dem Motto «Helden und Erlöser» wollen zahlreiche internationale Stars der Barockmusikszene ein facettenreiches Programm gestalten, wie der Intendant der Händel-Festspiele Halle, Clemens Birnbaum, am Donnerstag sagte. Im Fokus des kommenden Barock-Fests stünden vor allem Geschichten von Helden und Heldinnen. So seien vom 28. Mai bis zum 13. Juni 2021 unter anderem drei Fassungen des Händel-Oratoriums «Messiah», Open-Airs, zahlreiche Familienveranstaltungen und Fachvorträge an mehr als 20 Orten geplant. In diesem Jahr mussten die Festspiele coronabedingt ausfallen.
Münchner Verdi-Premiere als Hommage ans verschwundene Publikum
München - Mit einer beklemmenden Hommage an ihr abwesendes Publikum hat die erste rein virtuelle Premiere der Bayerischen Staatsoper geendet. In der berühmten Schlussfuge von Giuseppe Verdis letzter Oper «Falstaff» («Alles in der Welt ist nur Posse») erschienen die Mitwirkenden einschließlich des Dirigenten am Mittwochabend mit Corona-Schutzmasken auf der Bühne, während die Musik aus der Konserve kam. Dann schwenkte die Kamera in das leere Auditorium.
Ansonsten unterschied sich die im kostenlosen Video-Livestream weltweit übertragene Neuinszenierung aus der Hand der slowenischen Regisseurin Mateja Kole?nik kaum von einer normalen Premiere. Kole?nik zeigte Sir John Falstaff als heruntergekommenen Lebemann auf dem Höhepunkt seiner Midlife-Crisis, der sein Geld im Spielkasino verprasst. Die Verwicklungen der Handlung sollten sich in einer verschachtelten Bühnenkonstruktion mit 16 Türen widerspiegeln, die sich beständig im Kreise drehten und an den Türenklapp-Slapstick des Boulevardtheaters erinnerten.
Eigentlich sollte Verdis 1893 in der Mailänder Scala uraufgeführte musikalische Komödie um den eitlen Lebemann und Schürzenjäger, der von seinen Mitmenschen auf listig-komische Weise ausmanövriert wird, schon zu den Münchner Opernfestspielen 2020 herauskommen. Dabei sollte Kirill Petrenko am Pult stehen, die Corona-Pandemie verhinderte jedoch dieses Vorhaben. Jetzt leitete der italienische Dirigent Michele Mariotti das Bayerische Staatsorchester und den Staatsopernchor. Bariton Wolfgang Koch verkörperte mit Ausdauer und viel Gestaltungswillen die Titelrolle.
Kurzarbeit an hessischen Staatstheatern - Land und Verdi einigen sich
Frankfurt - Die Gewerkschaft Verdi hat mit dem Land Hessen einen Tarifvertrag zur möglichen Kurzarbeit in den drei Staatstheatern in Darmstadt, Wiesbaden und Kassel abgeschlossen. Wie die Gewerkschaft am Mittwoch mitteilte, wird das Nettogehalt im Fall von Kurzarbeit so aufgestockt, dass Beschäftigte weiterhin mit dem Gehalt in bisheriger Höhe rechnen können. Der Tarifvertrag sei am Dienstag in Kraft getreten. Zudem werden auch betriebsbedingte Kündigungen während der Laufzeit bis 31. Dezember 2021 ausgeschlossen. Auch in Hessen sind Theater wegen der Corona-Krise derzeit geschlossen.
Publikumsränge in Thüringer Theatern bleiben bis Ende Januar leer
Erfurt - Trübe Aussichten für Theater- und Konzertgänger in Thüringen: Orchester- und Theaterhäuser dürfen nicht damit rechnen, vor dem 31. Januar kommenden Jahres ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können. Das teilte die Staatskanzlei in Erfurt am Mittwoch mit. Grund sei die Entwicklung in der Corona-Pandemie. Mit Beginn des neuen Jahres solle die Lage erneut beurteilt werden.
Für die Planungssicherheit der Häuser sei es ihm wichtig gewesen, «einen festen Zeitpunkt zu nennen, statt eine Hängepartie nach dem Prinzip Hoffnung vorzusehen», sagte Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff. Der Linken-Politiker sprach den Angaben nach am Dienstagabend in einer Telefonschalte unter anderem mit den Intendanten der Thüringer Theater und Orchester sowie mit Verbänden und Trägern über die Entscheidung.
«Die Intendantinnen und Intendanten ebenso wie die Träger haben deutlich gemacht, dass sie diese Herangehensweise verstehen und gleichzeitig betont, dass sie jederzeit spielbereit sind, wenn die Infektionslage es hergibt», sagte Hoff. Das sei wichtig zu wissen.
Auch der Generalintendant des Theaters Erfurt, Guy Montavon, sagte, dass der Termin Ende Januar erst einmal mehrwöchige Planungssicherheit gebe. Im Theater, das in öffentlicher Trägerschaft der Stadt ist, gehe die Arbeit weiter. Allerdings gebe es Kurzarbeit etwa in den Theaterwerkstätten und bei den Bühnentechnikern. Auch auf Schichtarbeit werde teilweise gesetzt, um Mindestabstände einhalten zu können.
Die Proben liefen ebenfalls weiter. «Wir haben einige fertige Produktionen, die wir dann zeigen können, und darauf freuen wir uns schon jetzt», sagte er mit Blick auf die Zeit, wenn die Häuser wieder fürs Publikum öffnen dürfen. Zudem werde die Zeit bis Ende Januar für Sanierungsarbeiten im und am Gebäude genutzt, hieß es beim Theater.
Auch das Theater Rudolstadt teilte mit, dass bis Ende Dezember ein großer Teil der Belegschaft in Kurzarbeit bleibe, der andere bereite die restlichen Monate und die nächste Spielzeit vor. «Die Entscheidung, für mindestens acht Wochen in eine Kunst-Pause einzutreten, ist hart, aber notwendig», sagte der Intendant des Theaters Rudolstadt, Steffen Mensching. Allerdings komme es durch die Verlängerung der Schließung zu Problemen. So sei der Versuch hinfällig, vor allem das Abo-System durch Ersatzvorstellungen aufrecht zu erhalten. Daher müssten die Kosten für Karten zurückerstattet oder in Gutschriften umgewandelt werden.
Im Januar 2021 werde das Theater Rudolstadt wieder den Probenbetrieb aufnehmen. Dann sollen auch Inszenierungen, die im November und Dezember 2020 Premiere haben sollten, für die Aufführung vorbereitet werden. Andere Produktionen sollen an Corona-Bedingungen angepasst werden.