Auf dem zehnten Kongress des Bundesverbands deutscher Privatmusikschulen e.V. (bdpm) in der Landesmusikakademie Bayern erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Wechsel im Bundesvorstand: Der Vorsitzende Michael Moch, Schatzmeister Gerhard Schlehuber und Vorstandsmitglied Rolf Eberhard stellten sich für eine erneute Wiederwahl nicht zur Verfügung. „In eine Funktion hineinzukommen, ist oftmals leichter, als anständig aus ihr herauszukommen. Daher sind wir sehr glücklich darüber, dem kommenden Vorstand einen lebendigen, stabilen und gereiften Verband übergeben zu können“, erklärte Michael Moch und machte damit den Weg für die Wahl einer neuen Verbandsspitze frei.
Unter der Führung von Michael Moch, der sieben Jahre das Amt des Vorsitzenden bekleidete, verzeichnete der Verband 73 Prozent Mitgliederzuwachs – insgesamt zählt der bdpm derzeit 346 Mitglieder. Für ihre Arbeit erhielten Moch, Schlehuber und Eberhard von allen Anwesenden viel Anerkennung und Beifall. Neu in den Vorstand gewählt wurden Mario Müller, der künftig die Verbandsführung übernimmt, Andrea Kuchenbuch, die als Schatzmeis-terin tätig sein wird und Max Op den Camp, der sich um das Ressort Politik kümmert. Die bereits amtierenden Vorstandsmitglieder Christiane Maier und Christian Kuntze wurden in ihren Ämtern bestätigt. Michael Moch wurde zum Ehrenvorsitzenden und Botschafter ernannt. Alle Kandidaten wurden von den Vertretern der Länder einstimmig gewählt und mit großem Applaus bedacht.
Für weiteres Interesse sorgte die Bekanntmachung des ersten deutschlandweiten bdpm-Sozialprojektes „Kids Love Music“, das Kindern und Jugendlichen finanziell benachteiligter Eltern eine dauerhafte Teilnahme an musikalischer Bildung ermöglichen soll. Das Projekt wurde von dem neuen Vorsitzenden Mario Müller während des Seminars „Fundraising für freie und private Musikschulen“ vorgestellt. „Durch die Bezuschussung von Unterrichtsgebühren sichert der bdpm künftig eine dauerhafte Musikausbildung. Es geht um Gleichberechtigung. Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche müssen die Chance erhalten, am kulturellen Leben teilnehmen zu können“, so Müller.
Passend zum übergeordneten Kongressthema „Musikschule Ü30“ leitete Ellen Svoboda von der Würzburger Flötenschule Vielfalt, ein Ensemble für erwachsene Musikerinnen und Musiker, das sich auf die Interpretation mittelalterlicher Musik spezialisiert hat. Zu hören war das Ensemble auf der Eröffnungsfeier, die sowohl alte als auch neue Kompositionen im Programm hatte. „Die Arbeit mit Erwachsenen unterscheidet sich stark von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“, sagte Michael Moch. „Das Thema ,Musikschule Ü30‘ ist für Musikschulen interessant, weil in den letzten Jahren die Anzahl der erwachsenen Schüler enorm gestiegen ist. Zudem müssen Lehrerinnen und Lehrer lernen, wie sie mit dieser Entwicklung umgehen und die Methodik und Didaktik für ihre neue Zielgruppe anpassen können“, so Moch weiter.
Mit insgesamt 125 Teilnehmern war der Kongress laut Generalsekretärin Ines Theileis ausgebucht. Das Einführungsseminar widmete sich dem Thema „Altern heute“ und wurde geleitet von Professor Andreas Kruse, Institutsdirektor für Gerontologie, aus Heidelberg. Berührende Stille herrschte im Saal, als Kruse die G-Dur-Fuge aus dem „Wohltemperierten Klavier“ von J.S. Bach vortrug. Kruse regte mit diesem Praxisbeispiel die Teilnehmer an, die Initiative zu ergreifen und Kontakt mit älteren Menschen aufzubauen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und aktiv über Musik zu sprechen. Das Erlernen eines Musikinstrumentes sei positiv für die Entwicklung neuronaler Netzwerke – gerade für Menschen im letzten Lebensdrittel, wo es vor allem darum gehe, die Zeit aktiv und sinnvoll zu gestalten.
Neben den neun Ausstellern, die ihr Angebot hochwertiger Instrumente und Fachliteratur präsentierten, bildeten insgesamt 16 Seminare den Kern des Kongresses. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten die Möglichkeit, ihre Kenntnisse unter anderem in den Fachgebieten Dirigieren, Kalkulation der Musikschulkosten und Konzepte für die Arbeit mit Schwerhörigen zu vertiefen. „Wir freuen uns sehr darüber, unseren Mitgliedern ein hohes fachliches Niveau sämtlicher Seminarinhalte anbieten zu können“, sagte Ines Theileis. Die Geschäftsleiterin bedankte sich beim Bayerischen Staatsminis-terium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst für die Förderung des Kongresses.