Hauptrubrik
Banner Full-Size

Diskussion über Konzertsaal für das BR-Symphonieorchester

Autor
Publikationsdatum
Body

München (ddp-bay). Stardirigent Mariss Jansons sparte nicht mit deutlichen Worten. Die Situation ohne eigene Heimstätte sei unwürdig für ein so renommiertes Ensemble wie das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, machte Jansons am Freitag bei der Programmpressekonferenz klar.

«Wir pendeln von einem Saal zum anderen. Schauen Sie hinter die Bühne, welch inakzeptable Bedingungen dort herrschen.» Außerdem brauche München dringend einen Konzertsaal mit «guter Akustik». München sei das einzige Musikzentrum der Welt «ohne einen guten Saal». Das soll sich ändern: Die Pläne für einen dritten Münchner Konzertsaal im Marstallgebäude nehmen immer konkretere Formen an.

Orchestervorstand Andreas Marschik, Bratschist in dem Ensemble, würzte die Schilderung seines Chefs noch mit einigen Details: «Unsere Arbeitsbedingungen im Gasteig sind eine Katastrophe.» 60 bis 70 Männer müssten sich in einem Kellerraum umziehen. Ähnlich beengt seien die Verhältnisse für die Damen. Auch im Herkulessaal fehle es an allem: «Da müssen sich unsere Leute auf dem Flur umziehen.»

Die Diskussion über einen Konzertsaal im Marstallgebäude als Stammsitz des BR-Symphonieorchesters hat deutlich an Fahrt gewonnen.
Jüngst erst sprach sich Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) in einem Interview vehement für einen Umbau des alten Gebäudes hinter dem Nationaltheater aus, kündigte gar an, eine Lösung «erzwingen» zu wollen.

Mit 1800 Plätzen soll der neue Saal etwa zwischen der viel größeren Philharmonie im städtischen Gasteig-Kulturzentrum, Heimstätte der Münchner Philharmoniker, und dem kleineren Herkulessaal der Münchner Residenz liegen. Diese beiden Räumlichkeiten gelten weder akustisch noch räumlich als optimal. Der Herkulessaal ist ein langer Schlauch und kann aus Denkmalschutzgründen nicht umgebaut werden. Die Philharmonie wird von Experten als akustische Katastrophe eingeschätzt. Viele international renommierte Orchester lehnten es deswegen ab, in der bayerischen Landeshauptstadt aufzutreten, sagte BR-Orchestermanager Walter Blovsky.

Tatsächlich scheinen jetzt die Pläne für den dritten Konzertsaal in der Musikhauptstadt München nicht mehr völlig illusorisch. «Wenn alles klappt, könnte 2009 mit dem Bau begonnen werden», verkündete Blovsky frohgemut. Derzeit werde an einer «Nutzungsstudie» gearbeitet, die zeigen solle, wie sich der neue Konzertsaal in die Münchner Musiklandschaft einfügen könnte.

Bis zu einem möglichen Baubeginn müssten aber noch etliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Da ist zunächst die Kostenfrage. Schätzungen über eine Baussumme liegen noch nicht vor.
Und wer alles bezahlen soll, weiß auch noch keiner.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) lehnt die Pläne ab.
Er fürchtet um die Auslastung der Philharmonie, deren 2400 Plätze ohnehin schwer zu füllen sind. Allerdings will die Stadt versuchen, die Philharmonie akustisch zu verbessern. Dazu sollen international renommierte Ingenieurbüros Vorschläge machen.

Auch innerhalb der bayerischen Staatsregierung herrscht keine Einigkeit über das Projekt. Kunstminister Thomas Goppel (CSU) fürchtet um den Bestand der ihm unterstellten Bayerischen Theaterakademie im Prinzregententheater. Die finanziert sich nämlich unter anderem aus den Einnahmen der Vermietung des Bogenhausener Theaters. Goppel stellte die Frage, ob München nicht einmal die Konzertbesucher ausgehen könnten. «Wenn alle in den Marstall wollen», sagte der Minister, «wer finanziert mir dann meine Theaterakademie?»

Ort
Autor