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DOV warnt vor weiteren Einschnitten in Thüringen

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Berlin/Erfurt - Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hat sich gegen weitere Einschnitte in die Thüringer Theater- und Orchesterlandschaft ausgesprochen. Bevor über einen Personalabbau am Theater Altenburg-Gera geredet werde, müsse eine inhaltliche Diskussion über die zukünftige Struktur von Theater und Orchester geführt werden, sagte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens am Mittwoch in Berlin.

Er kritisierte, dass kurz nach der abgewendeten Insolvenz bereits über die Reduzierung des Orchesters auf unter 60 Musiker und die Abschaffung des Opernchores nachgedacht werde. Die Beschäftigten, die durch jahrelangen Gehaltsverzicht zum Erhalt ihrer Häuser beigetragen hätten, dürften nicht bestraft werden, «indem man sie einfach auf die Straße setzen will», sagte Mertens.

Scharfe Kritik äußerte er auch am Erfurter Theaterintendanten Guy Montavon. Es sei absolut nicht hilfreich, wenn sich ein Intendant «zum Handlanger der Politik» mache und öffentlich Strukturveränderungen auf Kosten anderer Theater und Orchester anstelle, sagte Martens. Montavon hatte sich dafür ausgesprochen, die großen Theater im Freistaat zu stärken. Kleineren Theatern räumte er kaum Überlebenschancen als Produktionsstandorte ein.

Rudolstädter Theater weist Forderungen Montavons zurück
Die kommunalen Träger des Rudolstädter Theaters reagierten empört auf die Äußerungen Montavons. Dieser habe «offenbar keine Vorstellung davon, was ein Theater für eine Region bedeutet», sagte die Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters, Landrätin Marion Philipp (SPD). Theater und Orchester seien mit den Menschen im Landkreis eng verbunden. Saalfelds Bürgermeister Matthias Graul (parteilos) bezeichnete die Äußerungen des Erfurter Intendanten als «kulturelle Geisterfahrt». Der überwiegende Teil der Thüringer lebe im ländlichen Raum, «und für diese Menschen müssen wir auch ein kulturelles Angebot vorhalten», sagte Graul.

Das Kultusministerium verhandelt derzeit mit den kommunalen Trägern über die Finanzierung der Theater und Orchester ab 2013. Die jetzigen Verträge, um die vor vier Jahren hart gerungen worden war, laufen Ende 2012 aus. Kultusminister Christoph Matschie (SPD) hatte angekündigt, bis März 2011 ein Konzept zur künftigen Finanzierung vorzulegen.