Dresden - Die drohende Aberkennung des Welterbetitels hat bereits jetzt finanzielle Konsequenzen für Dresden. Die Landeshauptstadt erhält einem Medienbericht zufolge kein Geld aus einem 150 Millionen Euro umfassenden Förderprogramm für deutsche Welterbestätten.
Eine von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) berufene Expertenkommission sehe wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke keine Grundlage für die Finanzhilfe, berichtete die in Dresden erscheinende «Sächsische Zeitung» (Samstagausgabe).
Mit insgesamt zehn Millionen Euro wollte die Stadt unter anderem das im Welterbegebiet gelegene Lingnerschloss sanieren. Geld hätte zudem für drei weitere Projekte fließen sollen. Beim Bund hatte Dresden dafür im April nach Angaben des Bauministeriums 6,3 Millionen Euro beantragt. Den Rest hätte die Stadt aus Eigenmitteln bestreiten müssen.
Tiefensee kritisierte die Haltung des Freistaats im Brückenstreit. «Ich bedaure es sehr, dass es dem Land Sachsen bisher nicht gelungen ist, die drohende Aberkennung des Titels durch die UNESCO abzuwenden. Das ist ein erheblicher Imageschaden für die Kulturnation Deutschland und das Kulturland Sachsen», sagte der Minister.
Der Vorsitzende des Fördervereins Lingnerschloss, Peter Lenk, zeigte sich enttäuscht. «Wir hatten fest mit dem Geld gerechnet», sagte er. Das sanierungsbedürftige Schloss am Elbhang beherbergt das Welterbezentrum für das Elbtal.
CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer sagte am Samstag in Dresden, Tiefensee führe eine Privatfehde gegen die Waldschlößchenbrücke. Zuerst habe der Minister den Dresdnern weismachen wollen, er würde Geld zurückfordern, wenn die Brücke gebaut wird. Kurz darauf habe er einen Tunnel aus Bundesmitteln bezahlen wollen. Von beidem sei heute keine Rede mehr. Der Privatkrieg mit der Landeshauptstadt nehme skurrile Züge an. Er finde es bedenklich, wie wenig sich der Minister um rechtsstaatliche und demokratische Entscheidungen kümmert, sagte Kretschmer.
Ende Juni entscheidet das UNESCO-Welterbekomitee in Sevilla über die Aberkennung des Titels für Dresden. Das Elbtal steht bereits seit 2006 auf der roten Liste der gefährdeten Welterbestätten.