Immerhin geht es da um den Zugewinn an Beachtung und daneben die notwendige Basis für sorglose Weiterarbeit, also um ein zweckmäßiges Förderungsprinzip. Und dank der multikulturellen Diversifikation gibt es außer den traditionellen Preisungsfeldern ja auch noch einige weitere Regionen für mäzenatische Betätigung, seien es Film, Fernsehen, Fotografie, Medienkunst, Tanz, Jazz, Pop oder die interpretatorischen Leistungen bei Regie, Schauspiel, Oper, Instrumentalspiel oder Gesang. Nur merkwürdig, sogar der Verband der deutschen Kritiker, der seit 1951 seine Kritikerpreise gleich in acht Sparten vergibt (Architektur, bildende Kunst, Fernsehen, Film, Musik, Literatur, Tanz, Theater), denkt an sich selbst offenbar zuletzt. Jetzt, beim 49. Mal wählte die jährlich wechselnde Jury für den Musikpreis 1999 die neue musikzeitung aus. Denn „mit Fantasie, Hartnäckigkeit und ohne Scheu vor Kontroversen widersetzt sie sich dem Trend zu passivem Konsum und propagiert musikalische Bildung als ein Menschenrecht.“
Allenthalben werden Maler, Schriftsteller, Architekten, Komponisten mit Preisen bedacht. Jede Stadt, die etwas von sich hält, auch Bundesländer, Stiftungen, öffentliche Institutionen beteiligen sich an dem Prämierungswettlauf, wo sich denn noch auszeichnungswürdige kreative Kräfte finden lassen, die nicht gerade anderswo geehrt wurden. Immerhin geht es da um den Zugewinn an Beachtung und daneben die notwendige Basis für sorglose Weiterarbeit, also um ein zweckmäßiges Förderungsprinzip. Und dank der multikulturellen Diversifikation gibt es außer den traditionellen Preisungsfeldern ja auch noch einige weitere Regionen für mäzenatische Betätigung, seien es Film, Fernsehen, Fotografie, Medienkunst, Tanz, Jazz, Pop oder die interpretatorischen Leistungen bei Regie, Schauspiel, Oper, Instrumentalspiel oder Gesang. Nur merkwürdig, sogar der Verband der deutschen Kritiker, der seit 1951 seine Kritikerpreise gleich in acht Sparten vergibt (Architektur, bildende Kunst, Fernsehen, Film, Musik, Literatur, Tanz, Theater), denkt an sich selbst offenbar zuletzt. Jetzt, beim 49. Mal wählte die jährlich wechselnde Jury für den Musikpreis 1999 die neue musikzeitung aus. Denn „mit Fantasie, Hartnäckigkeit und ohne Scheu vor Kontroversen widersetzt sie sich dem Trend zu passivem Konsum und propagiert musikalische Bildung als ein Menschenrecht.“ Zwei fundamentale Wirkungsmöglichkeiten der Musikkritik werden bei dieser Anerkennung miteinander verbunden: das Aufrütteln aus Hörlethargie, einer weit verbreiteten Form von musikalischer Selbstzufriedenheit, die sich am vagen Gefühlseindruck Genüge sein lässt, jedes Ergründen oder Befragen als Angriff empfindet, und das Verbreiten und Weiterbauen an einer aufgeklärten Diskussionsebene, die zugleich Voraussetzung und Folge eines einlässlichen, ums Verstehen bemühten Umgangs mit Musik ist. Nur in diesem zweiten Punkt hat es bei der stattlichen Zahl vorausgegangener Preisträger mit den reflexiv nachfassenden „Musik-Konzepten“ 1985 ein publizistisches Pendant gegeben, während die Musikkritiker Walter Bachauer (1974) und Frank Schneider (1996) wohl eher wegen ihrer Tätigkeit als Veranstaltungsdramaturgen gerühmt wurden (beim Metamusik-Festival wie dem Berliner Sinfonie-Orchester). Ansonsten haben sich die jurierenden Kritiker überwiegend an die Interpreten gehalten, nur bescheidene neun mal an Komponisten und sechs mal an Gesamtensembles.Insofern ist der späte Akt der Selbstbesinnung auf die eigene kritische Funktion weit über das Lob hinaus, das an die nmz geht, ein bedeutsames Signal für den in manche Bedrängnis geratenen Berufsstand der musikalischen Dienstleister. Sie werden ja in Zeitungsredaktionen immer wieder in ihre eng gezogenen Grenzen verwiesen, sollen kürzer schreiben, einmalige Veranstaltungen, weil sie ohnehin vorbei sind, übergehen oder vorher, also unkritisch, ankündigen, sich aufs wirklich Repräsentative oder Publikumswirksame beschränken und nicht etwa glauben, dass sie mit ihren angestaubten ästhetischen Prämissen noch gegenüber dem zeitgemäßen Anspruch von Film, Literatur, Theater oder auch Pop und Jazz konkurrieren könnten. Und bei Zeitschriften, Rundfunk, Fernsehen sind recht ähnliche Argumente aus der Kiste „Medienwelt im Umbruch, Abteilung Kultur“ verbreitet, mit denen man das vorherrschende Desinteresse bemäntelt. Nun ist, Musik in Konzert oder Oper zu hören, nicht nur, wie Mauricio Kagel gesagt hat, „eine der extravagantesten Arten Geld auszugeben“, weil von dem eingekauften Aufführungsmoment nichts bleibt, es sei denn – und dies wäre doch dem Bonmot hinzuzufügen – das Gehörte hätte Folgen über das genossene Augenblickserlebnis hinaus, wäre jenseits einer kurz abhakenden Gefallens- oder Missfallensäußerung Anlass zu Selbsterkundung und Nachdenken. Selbstverständlich gilt dies auch entsprechend für weniger aufwendige Formen, sich akustisch durch Schallplatte oder Radio zu versorgen. Nur landet man da eben schnell und unversehens bei dem grassierenden Missbrauchsmodell der Berieselung mit Schall, dessen Nebenher nur noch stört oder abstumpft.
Berserkerkräfte wären nötig, den allseits beleidigten Gehörsinn zu regenerieren. Aber es lassen sich auch Gegenmaßnahmen durch bewusste Aktivierung der Höraufmerksamkeit ergreifen, indem man Klängen die Fähigkeit und Bedeutsamkeit einer Mitteilung unter sensiblen, emotionell und geistig empfänglichen Menschen einräumt. Die wollen dann über ihre Erfahrungen reden, sich mit anderen austauschen. Dazu bedarf es der Übersetzung in Verbalsprache und des nötigen Fundus an Begriffen, keineswegs fachlichen, aber hinreichend treffenden. Und genau an diesem Punkt könnte die Musikkritik zum helfenden Partner werden, steuern, unterstützen, Fragen aufwerfen, Antworten suchen – freilich nur, wenn sie das bloße Referieren hinter sich lässt, ausdeuten, kommentieren, etwas von Ideengehalt und Beziehungsgeflecht begreiflich machen kann. Wo immer dies möglich ist, wo daneben auch entgegenstehende Schwierigkeiten benannt werden, nämlich Defizite in der Schulbildung, Unbedachtheiten der Instanzen, Fehlentscheidungen der Zuständigen, Mutlosigkeit und Separatinteressen der Künstler, oder was dergleichen mehr sein mag, – da werden Vorurteile abgebaut, Versäumnisse durch Aufklärung abgefangen, Wege kritischer Verständigung geebnet. Und die Musik kann dabei ein Stückchen näher zu sich selber kommen.