Hamburg (dapd). Wenige Wochen nach der vorläufigen Entscheidung für einen Weiterbau der Elbphilharmonie mit Hochtief hat der Chef der stadteigenen Realisierungsgesellschaft (ReGe) seinen Rückzug angekündigt. Heribert Leutner habe seinen Vertrag zum 30. Juni 2013 gekündigt, sagte ein Sprecher der ReGe am Montag auf dapd-Anfrage und bestätigte damit mehrere Medienberichte. In einer Email an seine Mitarbeiter begründete Leutner diesen Schritt mit dem Wunsch des SPD-Senats, mit Hochtief weiterbauen zu wollen. Diesen Neustart des Projekts will Leutner dazu nutzen, "um einen lang gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen, nämlich mir eine ausführliche Pause zu gönnen", hieß es in dem Brief weiter.
Leutner ist seit 2008 als Geschäftsführer der ReGe tätig, die das Projekt Elbphilharmonie für die Stadt umsetzt. "Bei allem Verständnis für die Entscheidung von Bürgermeister Olaf Scholz. Ich hätte mich für eine Trennung von Hochtief entschieden und habe das auch deutlich gemacht", zitiert die "Bild"-Zeitung den ReGe-Geschäftsführer.Mitte Dezember hatte der SPD-Senat entschieden, die Elbphilharmonie vorerst mit dem Essener Konzern Hochtief weiterzubauen. Eine endgültige Entscheidung soll bis Ende Februar fallen. Derzeit werden die mehrfach nach oben korrigierten Kosten für den Bau mit 575 Millionen Euro beziffert. Nach zahlreichen Verzögerungen ist die Eröffnung nun für Frühjahr 2017 geplant.
Kommt es bis zum 28. Februar zu einer vertraglichen Einigung zwischen der Stadt und Hochtief, übernimmt der Essener Konzern alle Risiken bei dem Bau. Im Gegenzug muss Hamburg 198 Millionen Euro zusätzlich für das Konzerthaus zahlen. Hamburg bleibt dann laut Bürgermeister Scholz eine Art Bauherr mit Kontrollfunktion.
"Gewichtige Veränderungen" bei der Elbphilharmonie
Leutner zufolge stehen bei der Elbphilharmonie "gewichtige Veränderungen" an. Nach der Entscheidung des Senats für Hochtief werde die Rolle der ReGe dabei deutlich auf kontrollierende Aufgaben reduziert. Diese Gelegenheit des Umbruchs und Neustart des Projekts wolle er zum Ausstieg nutzen, schrieb Leutner in dem Brief an seine Mitarbeiter und fügte hinzu: "Das bedeutet, dass ich von dem in meinem Geschäftsführervertrag enthaltenem Kündigungsrecht Gebrauch machen werde und die ReGe zum 30.06. 2013 verlassen werde, um dann erst einmal eine berufliche Auszeit einzulegen."
Für die Elbphilharmonie habe er mit seinem Team in den vergangenen Monaten sehr intensiv den Fall der Trennung von Hochtief vorbereitet. "Sowohl die rechtlichen Aspekte als auch die Fortsetzung des Projekts in Eigenregie waren sorgfältig ausgearbeitet und mit den Gremien im Detail abgestimmt", sagte Leutner. Es sei schade, "dass diese qualifizierte Arbeit nun nicht weiter verfolgt werden soll und die sich hieraus ergebenden Chancen der Stadt wohl ungenutzt bleiben werden".
Die Entscheidung, seinen Vertrag zu kündigen, sei ihm nicht leicht gefallen. "Aber ich glaube, es ist jetzt der richtige Schritt", sagte Leutner.