Im Mai 2002 feierte die Staatskapelle Weimar ihr vierhundertjähriges Bestehen. Im Rahmen des Veranstaltungsreigens von Festkonzerten, Premieren und der Präsentation einer umfangreichen Publikation zur Geschichte des Orchesters war es den Musikerinnen und Musikern wichtig, auch an das Schicksal ihrer während der NS-Zeit aus rassischen Gründen verfolgten, vertriebenen und ermordeten Kolleginnen und Kollegen zu erinnern und sich mit diesen nachträglich solidarisch zu erklären. Diese Bereitschaft der Staatskapelle steht im Einklang mit ihrem Engagement gegen den Aufmarsch von Neonazis in Weimar und ist gemeinsam mit der Generalintendanz ein deutliches Signal, das Deutsche Nationaltheater niemals wieder für die politischen Ziele menschenverachtender Parteien und Gruppierungen instrumentalisieren lassen zu wollen.
Im Mai 2002 feierte die Staatskapelle Weimar ihr vierhundertjähriges Bestehen. Im Rahmen des Veranstaltungsreigens von Festkonzerten, Premieren und der Präsentation einer umfangreichen Publikation zur Geschichte des Orchesters war es den Musikerinnen und Musikern wichtig, auch an das Schicksal ihrer während der NS-Zeit aus rassischen Gründen verfolgten, vertriebenen und ermordeten Kolleginnen und Kollegen zu erinnern und sich mit diesen nachträglich solidarisch zu erklären. Diese Bereitschaft der Staatskapelle steht im Einklang mit ihrem Engagement gegen den Aufmarsch von Neonazis in Weimar und ist gemeinsam mit der Generalintendanz ein deutliches Signal, das Deutsche Nationaltheater niemals wieder für die politischen Ziele menschenverachtender Parteien und Gruppierungen instrumentalisieren lassen zu wollen. Die Solidarität der Staatskapelle beschränkt sich nicht nur auf die ehemaligen Kollegen im engeren Sinne, sondern bezieht auch die Mitglieder des Opernensembles und die Dozenten der Staatlichen Hochschule für Musik in Weimar ein. Dies hat letztlich auch seine historische Begründung darin, dass zwischen diesen Einrichtungen zu dieser Zeit sehr enge Verbindungen bestanden und ein reger künstlerischer Austausch stattfand. Die künstlerische Wirkung dieses Austausches war damals übrigens auch ein wesentlicher Faktor für die besondere Stellung Weimars innerhalb der europäischen Musiklandschaft.Im Foyer des Deutschen Nationaltheaters sind auf von der Decke herabhängenden Fahnen sechs Schicksale nachzulesen, die stellvertretend für Tausende Künstlerschicksale in dem von den Nationalsozialisten beherrschten Europa stehen: Eduard Rosé (1859–1943) wie sein Bruder Arnold verheiratet mit einer Schwester Gustav Mahlers, war nach Engagements an der Königlichen Oper Budapest und beim Bostoner Symphony Orchestra 26 Jahre lang 1. Cellist der Staatskapelle Weimar. Wegen seiner Weigerung, den so genannten Judenstern zu tragen, geriet er in das Blickfeld der Gestapo und starb in Theresienstadt. Seine Nichte Alma starb in Auschwitz und wurde als Leiterin des Mädchenorchesters zur Legende. Jenny Fleischer-Alt (1863–1942), ein gefeierter Opernstar und wegen ihrer herausragenden künstlerischen Qualitäten zur Großherzoglichen Kammersängerin ernannt, beging wenige Tage vor ihrer Deportation Selbstmord. Der Bassist Emil Fischer (1880–1942) emigrierte mit seiner Familie nach Holland, wo er verhaftet und in das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurde. Der hoch talentierte Violinist Hans Bassermann (1888–1967), der als Dozent an der Staatlichen Hochschule für Musik in Weimar tätig war und häufig mit der Staatskapelle konzertierte, emigrierte über die Schweiz nach Israel, wo er mit dem New Israel Symphony Orchestra arbeitete. Er erhielt später eine Professur für Violine an der Universität von Lakeland/Florida.
Das Wirken Gustav Lewins (1869–1938) veranschaulicht in besonderer Weise die enge Verbindung der Weimarer Musikeinrichtungen. Als Lehrer für Klavier, Partienstudium und VomBlatt-Spielen bildete er den musikalischen Nachwuchs heran. Mit seinen Schülern brachte er im Deutschen Nationaltheater Weimar unter anderem die Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck zur Aufführung. Die Staatskapelle und das Opernensemble würdigten sein Wirken, indem sie zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum einen Abend ausschließlich mit Kompositionen Lewins gestalteten. Die zunehmenden Verfolgungen nahmen ihm den Lebensmut. Nach einem verbalen rassistischen Angriff war er zutiefst erschüttert, legte sich ins Bett, verweigerte die Nahrungsaufnahme und starb. Der Generalmusikdirektor Dr. Ernst Praetorius (1880–1946) wurde verfolgt wegen seiner jüdischen Ehefrau, seinen Konzertzyklen mit Werken zeitgenössischer Komponisten wie auch seiner Förderung von Künstlern ungeachtet ihrer Abstammung. Dies machte ihn in den Augen der Nazis, die übrigens nicht umhin kamen, seine außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten anzuerkennen, „für eine Führerstellung an einem berühmten Kulturinstitut“ untragbar. Nachdem er sich einige Jahre als Taxifahrer in Berlin und mit gelegentlichen Dirigaten durchgeschlagen hatte, kam er durch die Vermittlung Paul Hindemiths nach Ankara.
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, der Musikhochschule Franz Liszt und dem Politischen Club Colonia (PCC) Köln/Weimar. Sie ist bis zum Ende der Spielzeit am 7. Juli 2002 zu sehen. Ein Begleitheft ist erschienen.