Das Archiv „Frau und Musik“ mit Sitz in Frankfurt am Main ist eine wichtige internationale Forschungsstätte und widmet sich seit 35 Jahren der Förderung von historischen und zeitgenössischen Komponistinnen, ihrer Arbeit und ihren Werken. Es kümmert sich um die Sammlung, Sicherung und Veröffentlichung der kreativen Leistungen von Komponistinnen.
Finanziert wird die Einrichtung bisher zu annähernd gleichen Teilen vom Land Hessen und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt. Nun hat jedoch die Stadt Frankfurt für 2014 die Streichung aller bisherigen Mittel angekündigt und bleibt auch nach Klärungsgesprächen unnachgiebig. Dies bedeutet faktisch eine Einstellung der Hälfte der institutionellen Förderung für das Archiv „Frau und Musik“. Die Weiterführung der bisherigen erfolgreichen Arbeit ist dadurch akut bedroht. „Es gibt eine solche Sammlung zu Frauen in der Musik nirgends. Weder New York noch Tokio, noch Rom, Barcelona oder Wien haben eine solche Institution“, antwortet Vorstandsmitglied Vera Lasch auf die Frage, was das Archiv „Frau und Musik“ zu einer international einmaligen Einrichtung mache. Mit seinen derzeit 23.000 Medieneinheiten ist das Archiv das umfangreichste internationale Komponistinnen-Archiv weltweit. Neben Noten und Drucken vom 9. Jahrhundert bis heute befinden sich im Archiv Vor- und Nachlässe, Sekundärliteratur sowie Ton- und Bildträger. „Zu den besonderen Schätzen zählen Briefautografe von Clara Schumann, Früh- und Erstdrucke sowie eine umfangreiche Postkartensammlung mit Damenkapellen aus der Kaiserzeit“, erläutert Lasch. Das Archiv ist Anlaufstelle für Wissenschaft und Forschung sowie für Musikerinnen und Musiker. Es ermöglicht nicht nur die Einsicht in den umfangreichen Bestand, sondern berät Forschende und Musizierende bei der Suche nach Informationen über alle Themen um „Frau und Musik“.
Dieses Angebot ist nun durch die anstehenden Mittelkürzungen massiv bedroht. Auf die Frage, was die Halbierung der institutionellen Förderung für das Archiv konkret bedeutet, antwortet Vera Lasch, dass Personal entlassen werden müsse. Mit der Hälfte der Mittel könnten im Wesentlichen noch Miete, Nebenkosten, etwas Büromaterial und zu bestimmten Aufgaben eine Aushilfe bezahlt werden. Für Dr. Lasch sind die drei Mitarbeiterinnen des Archivs die tragenden Säulen. Die geschäftsführenden Personen des Vorstandes arbeiten ehrenamtlich, sind in der momentanen Situation „normalerweise“ anleitend und ideengebend, vernetzend tätig. Wie sollen Lösungen für die Zukunft ohne Personal erarbeitet und umgesetzt werden? „Eine Institution, wie die unsere, in diesem Maße finanziell zu kürzen, ist, als würde man in einem Museum, einem Supermarkt, einer Ambulanz alles Personal streichen. Dann kann man das durchspielen: Wie wird das werden? Jemand mit einem Gefühl für Kulturgüter und Sammlungen kann sich das in den schlimmsten Träumen nicht ausmalen! Das Material so vieler Jahrhunderte wird wieder in der Versenkung verschwinden. Die ganze weibliche Musikgeschichte wird wieder unauffindbar sein. Erst fördern, dann wieder versenken!“
Dr. Lasch beschreibt ein Szenario, das durch den allgemeinen Sparzwang der Länder und vor allem der Kommunen immer mehr Kultureinrichtung betrifft. Es werden an manchen Stellen Entscheidungen ohne kulturpolitische Weitsicht getroffen. Die Vorstandsmitglieder und die Mitarbeiterinnen kämpfen um den Fortbestand des Archivs. Mit der Petition „Keine Einstellung der Förderung für das Archiv Frau und Musik durch die Stadt Frankfurt am Main!“, online unter www.openpetition.de/petition/online/keine-einstellung-der-foerderung-fu…, versuchen sie derzeit der Politik ein Signal zu setzen, wie dramatisch der Verlust einer solchen Einrichtung wäre. Es werden Gesprächspartner in der Politik gesucht, die trotz des aktuellen Sparzwanges die Sicherung des Archivs „Frau und Musik“ mitgestalten. „Im zweiten Schritt suchen wir Kontakt zu Förderinstitutionen im Bereich Musik. Den Fall gegeben, dass die Stadt Frankfurt nicht einlenken kann – aus welchen Gründen auch immer, dann brauchen wir für 2 bis 3 Jahre Unterstützung von anderen Förderern, damit wir Strategien zur weiteren Arbeit erarbeiten können“, erklärt Vera Lasch.