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Ex-Intendanten schalten sich in Finanz-Debatte um Harztheater ein

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Halberstadt - Zwei ehemalige Intendanten des Nordharzer Städtebundtheaters fordern von den kommunalen Trägern und dem Land Sachsen-Anhalt eine ausreichende Finanzierung des Theaters samt Orchester.

Sie beobachteten «aus der Ferne mit großer Sorge, wie ungewiss die Zukunft des traditionsreichen Dreispartentheaters aktuell ist», schrieben André Bücker und Kay Metzger in einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief. Es müsse eine mittel- und langfristige Sicherung für das Theater und die Harzer Sinfoniker geschaffen werden. «Es steht hier ungemein viel auf dem Spiel, was sich mit Geld nicht aufwiegen lässt.»

«Das Nordharzer Städtebundtheater war auch unter unseren Intendanzen unterfinanziert und existenzgefährdet», so die beiden Intendanten, die heute am Staatstheater Augsburg und am Theater Ulm tätig sind. «Gleichwohl haben Land und kommunale Rechtsträger doch immer die grundsätzliche Spielfähigkeit des Theaters gewährleistet und dafür tragfähige Lösungen entwickelt, die allerdings den Beschäftigten große Opfer abverlangten.»

Nach der permanenten Unterfinanzierung, den Einbußen während der Pandemie und angesichts der extrem gestiegenen Sachkosten sowie der hohen Tarifabschlüsse sei das gegenwärtige jährliche Defizit von zwei Millionen Euro nicht überraschend.

Das künftig als Harztheater auftretende Haus soll ab dem kommenden Jahr von der Form eines Zweckverbandes in die Form einer gemeinnützigen GmbH wechseln. Viele Details sind noch ungeklärt. Die Beschäftigten haben Sorge vor einer möglichen Insolvenz der gGmbH.

Die Träger des Theaters, das sind der Landkreis Harz und die Städte Halberstadt und Quedlinburg, fordern vom Land Sachsen-Anhalt mehr Geld, um in den kommenden Jahren ein Defizit zu vermeiden und Stellen erhalten zu können. Die Träger seien weiter bereit, ihren Teil zu 50 Prozent zu schultern. Das Land solle sich aber auch an den Mehraufwendungen durch Personal- und Sachkosten beteiligen. Das Zwei-Millionen-Euro-Defizit tragen die Kommunen 2023 allein.

Laut Geschäftsführer Christian Fischer entspricht das Defizit von zwei Millionen Euro 35 Stellen und damit der Größe des Orchesters. Im äußersten Fall wolle der Zweckverband nach der Logik eines vorgelegten Konsolidierungskonzeptes über Stellenstreichungen entscheiden, hatte Fischer jüngst erklärt.

«Im extremsten Fall müsste das Orchester mit seiner über einhundertjährigen Tradition aufgelöst werden. Das wäre gleichbedeutend mit dem Ende des Theaters in seiner kulturpolitischen Funktion in den beiden Städten und als Landesbühne auch im Umland und überregional, ein immenser Verlust an kultureller Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen und Gemeinden», so Bücker und Metzger. «Es wäre zudem auch ein schwerer persönlicher Schicksalsschlag für die Vielzahl der unmittelbar Betroffenen am Haus, die zum Teil jahrzehntelang Dienst für das Nordharzer Städtebundtheater verrichtet haben.»

Das Nordharzer Städtebundtheater ist ein Dreispartenhaus mit Schauspiel, Musiktheater und Ballett. Es hat feste Häuser in Halberstadt und Quedlinburg und bespielt zudem diverse Orte im Landkreis Harz. Zum Theater gehören die Harzer Sinfoniker.

 

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