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Offener Brief an Merkel für inhaftierte Künstler in der Türkei. Foto: Hufner
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Festivalsommer 2023: Genug Personal, aber Kostenexplosionen

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Berlin/Hannover - Bei den Veranstaltern der großen Festivals scheint die Personaldecke im Sommer zu halten - anders als im vergangenen Jahr. Doch es brennt an anderer Stelle. Sorgen machen ihnen vor allem die Inflation. Die DPA recherchierte bei Veranstaltern und Verbänden.

Festivalsommer 2023: Genug Personal, aber explodierte Kosten

Berlin (dpa) - Die Rückkehr aus der Corona-Pause fiel einigen Festivals schwer - vor allem, weil es an Personal fehlte. Das dürfte diesen Sommer anders werden, wie Veranstalter und Branchenverbände in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilten. Die Personaldecke sollte halten. Allerdings brenne es an anderer Stelle: bei den Lohnkosten. Techniker, Kellner und andere Helfer verlangen bis zu 50 Prozent mehr, wie einige aus der Branche berichten. Die Organisatoren stellt das vor Probleme.

«Wir haben den Eindruck, dass Fachkräfte derzeit sehr wählerisch sein können, wenn es darum geht, wo, wann und unter welchen Bedingungen sie ihre Dienstleistungen anbieten», sagte Stephan Benn vom Kulturverband Liveinitiative NRW. Veranstalter müssten deshalb rund 30 Prozent mehr für ihr Personal zahlen. Schlimmstenfalls könnten Stellen auch unbesetzt bleiben.

«Die Branche muss auf Durchhalten setzen», sagte Bernd Schweinar vom Verband für Popkultur in Bayern. Bisher kennt der Branchenexperte kein Festival, das aus Personalnot abgesagt werden musste. «Doch was zu Buche schlägt, ist die Kostensteigerung», so Schweinar. Zwischen 15 und 50 Prozent mehr müssten Festivalbetreiber aktuell für Personal zahlen. Das könne nicht eins zu eins auf die Tickets aufgeschlagen werden.

Im vergangenen Jahr hatten Veranstalter noch erhebliche Probleme, ihre Stellen überhaupt zu besetzen. Viele Helferinnen und Helfer hatten sich zu Zeiten der Pandemie andere Jobs gesucht. Wenn die Personaldecke reiße, könne das vor allem in kritischen Bereichen wie beim Security-Personal «fatale Folgen» haben, sagte ein Sprecher des Juicy-Beats-Festivals. Im schlimmsten Fall drohe die Absage. «Auch das kam im letzten Jahr durchaus vor.»

Auch die Veranstalter des Wacken Open Airs hatten im vergangenen Jahr noch große Probleme. «Wir müssen an allen Ecken und Kanten zusehen, dass wir auf die Mann-Zahlen kommen», sagte Mitbegründer Thomas Jensen im Sommer. Mit Blick auf die kommende Festivalsaison plagen ihn nun allerdings keine größeren Personalsorgen, wie er sagte.

Auch das Southside-Festival teilte mit, die Personaldecke sei nach dem schwierigen Jahr 2022 wieder stabil. Die Kosten sind aber einem Sprecher zufolge im Schnitt um 30 Prozent gestiegen. In Verbindung mit der gesunkenen Kaufkraft sei das für die ohnehin «margenarme Branche» ein Problem.

 

Festivals klagen über immense Preissteigerungen

Hannover (dpa/lni) - Nach der Unsicherheit während der Pandemie belasten Kostensteigerungen viele Musikfestivals in Niedersachsen. Zudem ist in der Corana-Zeit teilweise Personal verloren gegangen. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei verschiedenen Musikveranstaltern vor dem Saisonstart hervor. Die pandemiebedingte Personalknappheit sei besonders im vergangenen Jahr spürbar gewesen, sagte Jonas Rohde von FKP Scorpio, Veranstalter des Hurricane, das vom 16. bis 18. Juni 2023 Tausende Musikfans nach Scheeßel (Landkreis Rotenburg) locken wird.

Der wirtschaftliche Rahmen bleibe für Livekultur schwierig, sagte Rohde. «Wir verzeichnen über alle Bereiche gemittelt eine Kostensteigerung von 30 Prozent, bedingt durch die wirtschaftliche Gesamtsituation nach der Pandemie und den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.» Dies werde aber niemals dazu führen, weniger Personal einzukaufen, denn die Qualität von Produktion Musikprogramm bildeten das Fundament des Erfolgs.

Im niedersächsischen Verein KlubNetz sind rund 50 Konzertveranstalter zusammengeschlossen, 18 von ihnen organisieren Festivals. «Die Förderung über Neustart Kultur, welche für viele Festivals eine große Unterstützung war, endet dieses Jahr», sagte Hannah Keller von KlubNetz. Es werde sich zeigen, wie viele 2024 ohne Förderung überstehen könnten.

Einige Festivals sind nach eigenen Angaben nur wegen der großen Zahl an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern realisierbar - etwa Rock am Deister in Völksen oder Rock for Tolerance in Hann.Münden.

Die Internationalen Händelfestspiele in Göttingen, die in diesem Jahr am 18. Mai starten, haben während der Pandemie in allen Bereichen Personal verloren. «Bisher mussten wir noch keine Veranstaltungen absagen, allerdings sind die Überstundenkonten massiv angewachsen», sagte ein Sprecher.

Die Organisatoren des Moyn Festivals (24.-27. August) in Oyten (Landkreis Verden) halten auch die «immensen Preissteigerungen in allen Bereichen» für ein größeres Problem als die Personalknappheit. «Die Pandemie hat schon ein kleines Loch gerissen, andererseits sehen wir auch viele tolle junge Menschen die nun nachkommen und viel Potenzial mitbringen», hieß es.

 

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