Frankfurt/Main - In der Debatte um die Zukunft der maroden Bühnen hält die Stadt Frankfurt eine Sanierung der Doppelanlage am jetzigen Standort für möglich. Dafür müssten zugleich die Werkstätten ausgelagert werden, sagt der Chef der von der Stadt eingerichteten «Stabstelle», Michael Guntersdorf.
Während der kompletten Umgestaltung - nur Zuschauerräume und Bühnen würden erhalten bleiben - soll das Schauspiel rund sechs Jahren lang ausgelagert werden. Die Oper könnte ihren Betrieb fortführen.
In seinem am Dienstag vorgelegten Zwischenbericht hält der vom Magistrat eingesetzte Guntersdorf diese Variante auch bei den Kosten für die wahrscheinlich günstigste Lösung. Dafür setzt er knapp 500 Millionen Euro an, da bei Wegfall der Werkstätten das Bauvolumen deutlich geringer sei. Ein Oper-Neubau an anderer Stelle mit Sanierung des Schauspiel am Willy-Brandt-Platz in der Innenstadt sei aber ebenfalls noch denkbar. Belastbare Zahlen zu den Varianten will er aber erst im Herbst präsentieren. «Minimallösungen» schließt Guntersdorf jedoch schon jetzt aus. Klimatechnik und Brandschutz der Bühnen gelten als völlig marode.
Ein vor zwei Jahren veröffentlichtes Gutachten war daher zum Ergebnis gekommen, dass sowohl Sanierung als auch Neubau der aus dem Jahr 1963 stammenden Theaterdoppelanlage an Ort und Stelle fast 900 Millionen Euro kosten würde. Das wäre im Endeffekt deutlich teurer als die Hamburger Elbphilharmonie. Die Stabstelle soll nun billigere Möglichkeiten prüfen.
Im Fall der Groß-Sanierung könne an einen «zukunftsweisenden Bau» mit «zeitgenössischer Architektur» gedacht werden, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), die einen internationalen Architektenwettbewerb verspricht. Beim Ausweichen des Schauspiels auf einen Interims-Standort dürfe das Niveau zugleich nicht sinken. Frankfurts Schauspiel-Intendant Anselm Weber hat sich bereits gegen Zwischenlösungen ausgesprochen.
Zurückhaltend äußert sich Hartwig zum Angebot einer Gruppe von prominenten Bürgern, für Frankfurt eine Oper an anderer Stelle zu bauen. Die Stadt brauche für die Bühnen ein Gesamtpaket, sagte die Kulturdezernentin. Guntersdorf wies darauf hin, dass geeignete Standorte für einen Opern-Neubau schwierig zu finden seien. Die Bürgerinitiative geht von 250 Millionen Euro für den Neubau der Oper aus. Rund 50 Millionen Euro davon sollen durch Spenden reinkommen.