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Gala der Klavier-Amateure lieferte Hochkarätiges

Untertitel
Finale der 14. International Competition for outstanding Piano Amateurs in Paris
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Was sind es für Menschen, diese professionellen Klavier-Amateure, die Erfüllung, Aufgaben und Kompetenzen eigentlich in einem ganz anderen Beruf haben – oder hatten, weil inzwi-
schen im sogenannten Ruhestand –, die sich Profi-like dann doch mit hoch- und höchstkarätigen künstlerischen Leistungen profilieren? Ist die Motivation ähnlich wie die von Leistungssportlern als Ausgleich gegen Tages-Stress? Oder reagieren sie ab, weil sie das Brotverdienen in ihrem beruflichen Metier eben doch nicht ausfüllt, nicht ganz befriedigt?

Zweifellos sind es Doppel- und Mehrfachbegabungen, die die Lebenskunst verstehen, die die Balance finden zwischen wirtschaftliches Ein- und Auskommen auf der einen Seite, seelischer Befriedigung auf der anderen. Sie gleichen engagierten Chorsängern im Gemeinde-, Laien- oder halbprofessionellen philharmonischen Chor, deren Mitglieder tagsüber vor Schul- oder Werk-Bank stehend nach Feierabend noch Stimmbildung betreiben, inbrünstig ihren Part studieren. Oder gleich den stillvergnügten Streichern, denen der wöchentliche Quartett-
abend ebenso heilig ist wie den Rotariern ihr Pflicht-Date.

So trainieren die Klavierversessenen wohl jede freie Minute an ihrem Mercedes-teuren Steinway-, Bösendorfer-, Bechstein-, Blüthner-, Schimmel-, Seiler-, Petrof- oder Fernostimportierten Tastenspiel zum Spaß, zur eigenen Freude. Setzen sich inbrünstig mit der Gedankenwelt ihrer bevorzugten Komponisten auseinander, analysieren ihre Lieblingsstücke und kennen die Nuancen aller CD-Einspielungen von Arrau bis Weissenberg.

Das sind Gedanken, die einem kommen beim Hören und Staunen: Anlass dazu war erneut das Jahrestreffen von über 100 outstanding Grand Amateurs de Piano, die sich im Finale des 14. Concours von wenigstens 2.000 ebenso klavierversessenen vorwiegend älteren Semestern im hehren Grand Amphithéâtre de la Sorbonne feiern ließen, sachverständig und emotional. Das zeigte die kritische Publikumsreaktion auf die Nennung der Preisträger-Rangfolge durch die ehrenamtliche Mammutjury samt Fach-Presse-Jury (in der traditionell auch die nmz vertreten ist) und deshalb ihren Publikumspreis anders gewichtete. Ohne Star-Allüren, einfach erfreut über so viel Anerkennung Gleichgesinnter als Lohn jahrelangen Übens der drei frei gewählten, jedoch stilistisch unterschiedlichen Bravour- und Stimmungspiecen. Ohne große Geldpreise, lediglich mit einem Arm voll neuer CDs, fahren sie heim in die zwei Dutzend Herkunftsländer, um wieder ihrem Doppelwirken nachzugehen, als Informatik-Ingenieur, Astrophysiker, Immobilienagent, oder auch nur als Hausmann oder Hausfrau.

Auf ein Mindestalter von sogar 30 Jahren pocht inzwischen ein neuer ähnlicher Amateur-Pianisten-Wettbewerb im Juli in Washington und auch in Deutschland startete der Klassik-Verlag Peters die Initiative zu ähnlichen Wettspielen erwachsender Amateure und nicht nur am Klavier.

Inzwischen hat der Pariser Wirtschaftswissenschaftler Gerard Bekermann, nebenbei selbst leidenschaftlicher Klavierspieler, erneut und zum 15. Male für Anfang 2004 nach Paris zu seinem Wettbewerb eingeladen (www.pianoamateurs.com

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