Görlitz - Der Generalintendant des Theaters Görlitz-Zittau, Klaus Arauner, hat eine Neubestimmung des Verhältnisses von Politik und Kultur gefordert. Verantwortliche Politiker müssten formulieren, was für die Gesellschaft wichtig sei und mit welchen Kulturkonzepten die Gesellschaft leben wolle, sagte er am Dienstag in Görlitz. "Deutschland ist nicht zu arm, um sich Kultur zu leisten. Das Geld ist nur falsch verteilt."
Er könne regionale Entscheidungen nicht allein für die drastischen Konsolidierungsauflagen verantwortlich machen, von denen sein Theater betroffen sei, fügte der Intendant hinzu. Nötig sei eine langfristig tragfähige Theaterstruktur im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien über das Jahr 2016 hinaus. Bis dahin reicht ein Mitte März vom Kreistag und vom Stadtrat Görlitz verabschiedetes Konsolidierungskonzept, das dem Theater empfindliche Einschnitte auferlegt. So müssen 30 Stellen abgebaut und die Zahl der Neuinszenierungen verringert, in Zittau sogar halbiert werden.
Arauner sagte: "Wir brauchen keine Struktur, die bei der nächsten Tariferhöhung wieder gekippt wird." In der Vergangenheit hatten auch drastische Einsparungen und die Fusion des Görlitzer Musiktheaters mit dem Schauspiel in Zittau nicht die erhoffte finanzielle Stabilität gebracht. Bei den Mitarbeitern herrschen Angst und Sorge in Hinblick auf die Perspektiven des Theaters.
Arauner ließ offen, ob ein gemeinsames Kulturraumtheater eine geeignete Lösung sein könnte. Entscheidend sei, dass sich die derzeitigen Theatergesellschafter und politische Entscheidungsträger im Kulturraum darauf verständigten, wie viel Geld sie langfristig zu geben bereit wären und welches Angebot damit verknüpft ist.
Der Generalintendant nahm in diesem Zusammenhang die Gesellschafter des Theaters in Schutz. Die Stadt Görlitz und der Landkreis täten ihr Mögliches. "Der Fehler in der Umverteilung setzt weiter oben an", sagte er. Das betreffe zum einen die Finanzausstattung der Kommunen, die nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis zu den übertragenen Aufgaben stehe.
Er begrüße deshalb die Proteste von Theateranhängern an der Neiße gegen die erneuten Kürzungen. Er fügte hinzu, trotz der Einschnitte wolle sich sein Theater auch weiterhin um Qualität bemühen. Allerdings seien Künstler nicht immer nur mit Appellen an ihre Leidenschaft und Berufung zu motivieren.
Arauner verwehrte sich gegen Vorwürfe, das Schauspiel am Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau sei von den Konsolidierungsauflagen härter betroffen als Görlitz. "Görlitz saniert sich nicht auf Kosten von Zittau", sagte er. Vielmehr werde versucht, auch das in eine Servicegesellschaft ausgelagerte nichtkünstlerische Zittauer Personal zumindest wieder in den Haustarif einzubeziehen.