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Goethens Dämmerung

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Institute schließen?
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Unabhängig von einer erwarteten Liste, in der die wegen Finanzknappheit zu schließenden Goethe-Institute verzeichnet sind, verlangt das ganze Verfahren nach energischem Einspruch. Die Goethe-Institute in aller Welt haben in der Vergangenheit einen wichtigen Beitrag zur Wiederherstellung des deutschen Ansehens geleistet. Daß dieses Ansehen auch heute noch oft auf schwankendem Grund steht, zeigen wiederkehrende Rückfälle in alte, überwunden geglaubte Animositäten und Feindseligkeiten, sofern auch nur der geringfügigste Anlaß vorliegt. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Beweise, die Notwendigkeit der Goethe-Institute zu belegen. Das gilt auch für die Darstellung Deutschlands als Land der Musik, selbst wenn man gelegentlich an der Gültigkeit des „Slogans“ erhebliche Zweifel haben darf. Durch die Öffnung Europas nach Osten sind neue Herausforderungen entstanden. Auch die „Kultur“ ist in die Pflicht genommen und damit das Goethe-Institut. In den osteuropäischen Ländern sollen neue Institute entstehen. Das kostet natürlich Geld, und wie bringt man dieses Geld auf? Doch nicht dadurch, daß nun reihenweise in der westlichen Hemisphäre Goethe-Institute geschlossen werden. Der vorerst letzte Ort, den der Sparteufel ins Visier genommen hat, heißt Palermo. Energischer Widerstand regte sich in diesem Fall sogar bei den politischen Schnarchsäcken im Bonner Parlament. Weiß denn niemand im Auswärtigen Amt, das für die Goethe-Institute zuständig ist, wie heikel gerade in diesem Augenblick die politische Balance in Italien sich darstellt? Wie wichtig jede kulturelle Arbeit gerade für den Süden des Landes ist? Verliert die Kulturpolitik des Bundes vor lauter Ostsüchtigkeit den zumindest ebenso wichtigen Kontakt zum „Westen“, wo doch lange Zeit der Ursprung unserer glücklichen Regeneration nach der selbstverschuldeten Katastrophe lag? Es darf doch nicht wahr sein, daß sich dieses wirtschaftsmächtige Land Deutschland, auch wenn’s gerade mal bei den Finanzen kneift, nicht noch einige Goethe-Institute in den östlichen Ländern leisten kann? Das Präsidium des Goethe-Instituts mit Hilmar Hoffmann an der Spitze sollte sich von den Kinkel-Männern im Auswärtigen Amt nicht unterbuttern lassen. Gerade sie benötigen die Goethe-Institute in aller Welt besonders dringend, weil ihre eigene internationale Repräsentanz das Bild unseres Landes oft nicht gerade ziert. Vielleicht sollte man doch endlich einmal über ein kleines, aber feines Bundes-Kultusministerium diskutierten, das einen höheren Sachverstand einzubringen vermöchte. Die dazu notwendige Verfassungsänderung wäre sicher die erste, die Sinn machte.

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