München - Der umstrittene angestrebte Umbau des Marstallgebäudes in München zu einem «Konzertsaal mit allerbester Akustik» hat einen Rückschlag erlitten. Wie das bayerische Kunstministerium am Dienstag unter Berufung auf ein Gutachten des Akustikexperten Yasuhisa Toyota mitteilte, eignet sich der Marstall «nicht für einen Konzertsaal von Weltrang».
Dies gelte sowohl für eine Konzerthalle im bestehenden Gebäude als auch für einen Neubau an den Marstall. Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) nannte das Ergebnis «eindeutig». Ein Konzertsaal, der höchsten Anforderungen entspreche, lasse sich im oder am Marstallgebäude nicht realisieren.
Vor diesem Hintergrund will Heubisch in den kommenden Wochen mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) und der Stadt weitere Gespräche führen. Das BR-Symphonieorchester soll in diesem Saal Residenzorchester werden. Die Musiker sind zurzeit im Herkulessaal provisorisch untergebracht und teilen sich zudem die Philharmonie im Gasteig-Kulturzentrum mit den Münchner Philharmonikern, die hier das Erstbelegungsrecht haben.
Befürworter des Marstall-Projekts argumentieren, dass München ein «Konzertgebäude der Extraklasse» braucht, das dem Ruf der Landeshauptstadt als internationaler Musikmetropole gerecht werde. Nur so könnten sich die exzellenten Dirigenten und Musiker in Bayern entfalten, nur auf diesem Weg werde München auch zukünftig internationale Orchester anziehen und begeistern können.
Einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge ließen sich mit einem neuen Konzertsaal 230 000 zusätzliche Konzertbesuche pro Jahr ermöglichen, was einer Steigerung um 30 Prozent entspräche. Dieses Potenzial für Konzertbesuche werde in München nicht ausgeschöpft, schrieben die Autoren in ihrer im Oktober 2009 veröffentlichten Studie.
Erste Kostenschätzungen für das Marstall-Projekt belaufen sich auf 130 Millionen Euro. Der eigens gegründete Verein Konzertsaal Marstall will 20 Millionen Euro an Spenden sammeln, weitere 20 Millionen könnte der BR beisteuern. Die übrigen 80 Millionen sollen, über mehrere Jahre verteilt, vom Freistaat kommen.