Hamburg - Altpapier, Gips und Wasser sollen in der Hamburger Elbphilharmonie für exzellente Akustik sorgen: Aus diesem Material besteht die sogenannte weiße Haut im Großen Saal des Prestige-Bauobjekts. Sie gilt als dessen Herzstück, entwickelt vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron in Abstimmung mit dem japanischen Akustiker Yasuhisa Toyota und realisiert durch den Baukonzern Hochtief.
Fristgerecht nach zwei Jahren ist nun die Montierung der 10 000 dichten, reliefartig gefrästen Gipsfaserplatten auf 6000 Quadratmetern in dem 50 Meter hohen Raum nahezu fertig. Von einem «vorgezogenen Freudentag» sprach Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) am Mittwoch bei der Präsentation des letzten Meilensteins vor der geplanten Eröffnung des Konzerthauses am 11. Januar 2017. Bestens gestimmt präsentierten die Vertragspartner die spektakuläre Wandverkleidung in der großen Konzerthalle. «Wir können stolz sein darauf, dass wir alle solange durchgehalten haben», sagte Kisseler in Anspielung an früheren Dauerstreit und Kostenexplosionen bei dem nunmehr 789 Millionen Euro teuren Gebäude.
Der Große Saal mit seiner um die Bühne in der Mitte organisch aufsteigenden «Weinberg»-Form sei von griechischen Theatern, Fußballstadien und Zelten inspiriert, sagte der Schweizer Stararchitekt Jacques Herzog. Jede einzelne Vertiefung der Wandverkleidung sei Teil dieser besonderen Raumtopographie. Sie erfülle ihre Funktion für eine Akustik, die auf 2100 Plätzen jedem Gast ein volles Musikerlebnis ermöglichen werde.
Ein Reflektor mit 15 Metern Durchmesser, der in der Mitte des Deckengewölbes hängt, soll den Klang gleichmäßig verteilen. Bei den Einbauten, die von fünf Handwerkerkolonnen mit je vier Mann durchgeführt worden waren, habe die maximale Maßtoleranz nur fünf Millimeter betragen, erklärte Beate Cornils, Projektleiterin von Hochtief. Der Montage seien zwei Jahre Vorarbeiten durch Ingenieure vorausgegangen. Ein 1:10-Akustik-Modell der «weißen Haut» ist bereits im Elbphilharmonie-Pavillon auf den Magellan-Terrassen zu sehen.
In den kommenden Wochen sollen noch Orgel und Sitze eingebaut werden. Danach ist die Inbetriebnahme der technischen Anlagen an der Reihe. Im April will Christoph Lieben-Seutter, seit 2007 Generalintendant von Laeiszhalle und Elbphilharmonie, das Programm für das erste Halbjahr 2017 bekanntgeben.