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Carsten Brosda wird neuer Kultursenator in Hamburg. Foto: Presse Senat Hamburg, Jörn Kipping
Kultursenator Carsten Brosda. Foto: Presse, Jörn Kipping
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Hamburgs Kultursenator sieht nach Corona nun Aufschwung in Kultur

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Hamburg - Die vergangenen Jahre waren hart für die Kultur. Coronabedingte Zwangspausen und Kapazitätsobergrenzen sowie Verunsicherung auf allen Seiten haben die Branche an ihre Grenzen gebracht. Nun sieht der Kultursenator es heller werden. Und seine Behörde will weiter helfen.

Nach fast drei Jahren voller Krisen zeigt sich Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) davon überzeugt, dass die Branche mittlerweile wieder im Aufschwung ist. Zwar seien die Gefühle noch relativ gemischt, aber wesentliche Faktoren zeigten nach oben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. «Die Vorverkäufe ziehen an. Das sehen die Häuser schon. Die Kinderstücke sind voll. Die Kunsthalle hat eine höhere Besucherzahl als 2019 gemeldet.» Nun sei es wichtig, dass die Theater und Museen gezielt ein breites Publikum ansprächen und wieder Lust auf Kultur weckten, sagte der 48-Jährige. «Ich glaube, das ist unbedingt nötig.»

Deshalb habe die Kulturbehörde auch die Kampagnen «Gönn dir Kultur» und «Schenk doch Kultur» entwickelt. Statt Socken und Krawatten könnten einfach Kulturgutscheine verschenkt werden. «Schenkt doch einen Gutschein für den Club eurer Wahl, für das Kino um die Ecke, für das Theater oder für das Museum. Das bieten die alle an und damit macht man wirklich Freude und bringt die Leute dazu, mal wieder was zu machen, was zwei, drei Jahre lang nicht so selbstverständlich war. Das kann auch helfen, dass man über den inneren Schweinehund rüber kommt, der einen vielleicht sonst auf dem Sofa hält.»

Während der vergangenen Corona-Jahre habe ihn vor allem beeindruckt, mit wie viel Kreativität sich Teile der Branche aus der Krise gekämpft hätten. «Es sind auch neue Dinge entstanden und das fand ich faszinierend. Das gab es in allen Bereichen. Dieses Suchen nach einem Weg, um zum Publikum zu kommen.» Und es seien auch die pragmatischen und einfallsreichen Theater, Museen, Clubs und Veranstalter, die nun mittlerweile wieder vergleichsweise gut dastünden. «Weil man einfach miteinander im Gespräch und auch miteinander relevant geblieben ist.»

Als Beispiele nannte er unter anderem Aktionen von Kampnagel, den frühen Neustart des Schmidts Tivoli, den Gottesdienst der Künste im Thalia-Theater und die vielen tollen Solidaritätsaktionen. «Da war - gerade im ersten Lockdown - relativ schnell eine Menge Kreativität da.» Als im zweiten Jahr die Puste schon ein wenig ausgegangen sei, hätten bereits die Staatshilfen gewirkt.

In Hamburg solle es auch nach dem Auslaufen der Wirtschaftlichkeitshilfen des Bundes Ende des Jahres weiter Geld für die Branche geben, versprach Brosda. «Wir gucken gerade in Hamburg, was wir aus Landesmitteln noch machen können. Denn wir sehen schon die Notwendigkeit, da noch unterstützend tätig zu werden. Nicht auf Dauer, aber um quasi jetzt noch ein bisschen Zeit zu gewinnen, sich tatsächlich am Markt wieder vollständig zu etablieren und das Publikum zu erreichen.»

Da sehe die Behörde noch Unwägbarkeiten, beispielsweise beim Vorverkauf von Tickets, der derzeit oft deutlich länger dauere als üblich. Damit fehle häufig Planungssicherheit. «Da Instrumente zu entwickeln oder die Wirtschaftlichkeitshilfe gegebenenfalls aus Landesmitteln noch etwas weiterzuführen - das diskutieren wir gerade. Da wird es auch Angebote geben.»

Zudem sollen die gestiegenen Energiekosten mit Hilfe des Bundes auch über die Deckelung der Preise abgefedert werden. Brosda zufolge sollte bei dieser Entscheidung für die Kulturbranche allerdings noch nachgebessert werden. «Da müssen wir genau darauf achten, dass nicht bei den Referenzwerten mit Zeiträumen verglichen wird, in denen gewisse Branchen gar nicht am Markt waren oder zumindest große Teile nicht und insofern natürlich der Verbrauch dieses Jahres kein Referenzverbrauch ist.» Der Senator hofft deshalb auf flexible Regelungen für die von echten Schließungen betroffenen Branchen. «Das haben wir beim Bund bereits deutlich angesprochen.»

Außerdem habe der Hamburger Kulturhaushalt für 2023/24 aufgestockt werden können. «Wir können allen Planungssicherheit geben und dann auch zusichern, dass wir, wenn wir die anderen Probleme in ihren Größenordnungen benennen können, im nächsten Jahr wieder versuchen werden, Lösungen zu finden.» Der Haushalt für das kommenden Jahr steigt demzufolge im Vergleich zu 2022 um fast 19 Millionen Euro auf fast 400 Millionen Euro. 2024 kommen weitere knapp 5 Millionen Euro noch obendrauf.

«Wie sagte der Bürgermeister so schön: Dann werden wir allen helfen, die dann Hilfe brauchen.» Die Branche wisse mittlerweile auch, dass sie sich auf die Behörde und ihre Versprechen verlassen könne. «Gott sei Dank ist das Vertrauen in der Corona-Pandemie so gewachsen, dass man uns das erstmal glaubt, wenn wir das sagen.»

 

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