Hamburg - Schon bald könnte es wieder Leben auf Hamburgs Theaterbühnen geben. Doch wegen der Corona-Beschränkungen ist an einen kostendeckenden Betrieb wohl nicht zu denken. Hier will Kultursenator Brosda mit einer zweiten Phase der Hilfen ansetzen.
Kultursenator Carsten Brosda hat weitere Lockerungen der Corona-Einschränkungen für den Kulturbereich ab Juli in Aussicht gestellt. Der nächste Schritt müsse «ein aktives Geschehen auf der Bühne» beinhalten, sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend im Corona-Sonderausschuss der Bürgerschaft. Allerdings sei dies besonders schwierig, weil nicht nur die Infektionsrisiken im Zuschauerraum, sondern auch die Arbeitsschutzvorschriften auf der Bühne bedacht werden müssten.
Zur Wiederbelebung des Kulturbetriebes sei eine zweite Förderrichtlinie geplant. «Wir sind jetzt in einer zweiten Phase, in der es nicht mehr darum geht, zu kompensieren, dass wir pandemiebedingt das gesamte kulturelle Leben untersagen müssen, sondern wie wir dabei helfen, ein langsames und verantwortungsvolles Wiederhochfahren des kulturellen Lebens in der Stadt mit den daraus folgenden ökonomischen Auswirkungen zu ermöglichen.» Im Fokus stehe nicht mehr «Ausgleich von Ausfall», sondern «die Ermöglichung eines stärker defizitären Betriebs».
Ein Theater, das komplett heruntergefahren sei, eine Mietstundung beantragt und seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt habe «und sich in eine Art Winterschlaf begeben hat», habe einen relativ geringen Zuschussbedarf, sagte Brosda. «Wenn wir jetzt in eine Situation gehen, in der vielleicht bald ein Betrieb wieder möglich ist und insofern die kompletten betrieblichen Kosten auf an die 100 Prozent hochfahren, aber aufgrund der Abstandsgebote, die derzeit gelten, nur ein Viertel bis zu einem Sechstel - je nach Saal - der Plätze verkaufbar sind, kann man sich vorstellen, was für eine betriebswirtschaftliche Katastrophe das auslöst.»
Derzeit werde mit den einzelnen Einrichtungen besprochen, wie dennoch ein Weg gefunden werden könne. Das kulturelle Leben ruhen zu lassen, bis ein Impfstoff verfügbar ist, sei keine Alternative. «Weil wir auch und gerade jetzt diese Orte brauchen (...) Deshalb versuchen wir gerade sehr intensiv, zu ermöglichen.» Sehr hilfreich sei, «dass wir im ersten Schritt 25 Millionen Euro in einer ersten Drucksache zur Verfügung gestellt bekommen haben, um solche Ausgleiche kompensieren zu können. Wir wissen aber auch, dass das nicht reichen wird, wenn wir das bis zum Jahresende machen müssen.»
Auch zur Wiederbelebung der Clubszene gebe es intensive Gespräche, wobei dies noch schwieriger sei, sagte Brosda. Kein anderer Bereich lebe so sehr davon, «dass Nähe im Publikum erlebbar ist. Das ist sozusagen kultureller Teil eines Clubs und genau das, von dem es heißt, dass das momentan nicht geht.» Senat und Clubstiftung hätten aber vereinbart, «dass wir versuchen wollen, das Reeperbahnfestival im September stattfinden zu lassen.» Dies solle dann auch als «Experimentierfeld» genutzt werden, um zu sehen, «was denn gehen kann und wie fühlt es sich an».