Die Intendanz und die Gesellschafter der Rundfunk Chöre und Orchester GmbH Berlin (roc berlin) bedauern die endgültige Entscheidung von Ingo Metzmacher, seinen Vertrag als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO) nicht zu verlängern. Die konstruktiven Gespräche und Verhandlungen der letzten Tage konnten letztlich zu keiner Einigung führen.
Ingo Metzmacher hatte auf der Jahres-Pressekonferenz des DSO am 26. März 2009 in einer persönlichen Erklärung überraschend mitgeteilt, seinen Vertrag mit Ende der Saison 2009/10 aufgrund der finanziellen Ausstattung des Orchesters nicht zu verlängern, sich danach jedoch gesprächsbereit gezeigt.
Es muss dabei festgehalten werden, dass das DSO ab dem Jahr 2010 – in Zusammenhang mit der Erhöhung des roc-Etats um jährlich 6 Mio. Euro – eine Aufstockung seines künstlerischen Etats von jährlich nahezu einer halben Mio. Euro erhält. Eine dauerhafte Stellenreduzierung war und ist nicht vorgesehen. Die 114 Planstellen des Orchesters bleiben bei einer Ausfinanzierung von 103 Stellen erhalten. Auch hinsichtlich der Vakanzen im Solobläserbereich werden Lösungen zu finden sein.
Die roc berlin bedauert den Schritt Metzmachers insbesondere vor dem Hintergrund der seinerseits eingeführten innovativen Konzertformate und originellen Programmkonzeptionen. Mit Formaten wie den Casual Concerts sowie Saison-Schwerpunkten zu den Themen „Das Deutsche in der Musik“, (2007/08), „Aufbruch 1909“ (2008/09) und „Versuchung“ (2009/10) setzte und setzt er herausragende Akzente in der deutschen Orchesterlandschaft.
(nmz - bl) Ingo Metzmacher erklärt seine Entscheidung gegenüber Welt online mit einem Missverhältnis zum Orchesterträger des Deutschen Symphonie-Orchesters, der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH.
„Es gibt sieben offene Solistenstellen, die wir seit über einem Jahr nicht besetzen dürfen, das kann so nicht weitergehen. ... man gibt uns augenblicklich finanziell nicht die Möglichkeit, das zu ändern. Also musste ich handeln.“
Weiter heißt es:
„Mir ging es darum, einen politischen Beschluss öffentlich zu machen, bei dessen Zustandekommen man mich in meiner Funktion als künstlerisch Verantwortlicher übergangen hat. Ich habe gehofft, dass dieser Schritt ein Umdenken bewirkt. Aber die vier Gesellschafter der ROC bleiben bei ihrer Entscheidung, das Deutsche Symphonie Orchester herunterzustufen. Ob gleichzeitig das Rundfunk-Sinfonieorchester höhergestellt wird, damit innerhalb der ROC Ausgeglichenheit herrscht, ist dabei unwesentlich. Mir geht es nur um das DSO.“
Zur Erhöhung des roc-Etats um jährlich 6 Mio. Euro, die dem DSO eine Aufstockung des künstlerischen Etats von jährlich nahezu einer halben Mio. verspricht, meint Metzmacher:
„Nun gibt es zwar zusätzlich Geld – für Tariferhöhungen und Reserven, aber gleichzeitig wird die Stellenzahl ohne vorherige Diskussion reduziert. Wir sind alle sehr verärgert und enttäuscht, dass uns so etwas aus heiterem Himmel, ausgerechnet am Tag vor der Jahrespressekonferenz mitgeteilt wurde.“
In seiner letzten Saison am DSO wird Metzmacher eine großen Europa-Tournee, die ihren Abschluss in einer Rihm-Opernuraufführung in Salzburg findet, absolvieren. Danach will er als Dirigent frei arbeiten, mehr Klavier spielen und Bücher schreiben.