Berlin - Der Intendant der Berliner Volksbühne, Klaus Dörr, hat vor Dauerschäden für die Theater durch die Pandemie gewarnt. Er rechne damit, dass viele Theaterschaffenden ihren Beruf aufgeben werden, sagte Dörr der «Berliner Zeitung» (Montag). «Ich befürchte, dass sich ein Fünftel der Theaterschaffenden eine neue Arbeit suchen muss.»
Die Schließung der Theater scheine keinen gravierenden Effekt auf das Pandemiegeschehen zu haben, sagte der 60-Jährige. «Das öffentliche Leben ist jetzt seit vier Monaten wieder still gestellt - und trotzdem geht die Inzidenz hoch? Es gibt übrigens nach wie vor keinen einzigen nachgewiesenen Ansteckungsfall, der sich in einem Theater zugetragen hätte. Die Theater sind es also offenbar nicht.»
Der Lockdown sei für die Kulturszene verheerend. Künstlerinnen und Künstler könnten sich nur sehr eingeschränkt dem Markt präsentieren, während bereits zwei Absolventenjahrgänge nachrückten. Dörr sagte, kein Theater werde mehr 25 Premieren pro Spielzeit herausbringen. «Die Theater hätten schon längst auf die Bremse treten müssen. Das wird sich, angereichert mit dem Wissen der Pandemie, neu einpegeln.» Das System sei aber komplex, «da kann man nicht so einfach den Stecker ziehen».
Angesichts der Corona-Infektionslage und neuer Gefahren durch Virus-Mutationen sei die Zeit für rasche Lockerungen noch nicht gekommen, hatte zuletzt Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) deutlich gemacht. «Wir sind in einer ganz schwierigen Zwischensituation», hatte der Linken-Politiker am vergangenen Dienstag nach der Sitzung des rot-rot-grünen Senats gesagt.
An diesem Mittwoch beraten die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das weitere Vorgehen in der Pandemie. Eigene Beschlüsse will der Berliner Senat erst danach fassen.