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Theater locken rund 21 Millionen Zuschauer
Intendanten erwarten gesellschaftlichen Wandel durch Zuwanderer
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Intendanten erwarten gesellschaftlichen Wandel durch Zuwanderer [update 18:00]

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Stuttgart - Auch die Intendanten an den Theaterhäusern erwarten einschneidende Veränderungen in der Gesellschaft durch den Flüchtlingszustrom. Zu den kulturpolitischen Folgen der Zuwanderung tauschen sie sich bis Dienstag (13.30 Uhr) im Staatstheater in Stuttgart aus.

Dabei geht es auch um wachsende Sorgen, dass Theaterhäuser und andere historische Kulturgebäude immer wieder als Kulisse für Kundgebungen von rechten Kräften herhalten müssen.

So hatte sich etwa die Staatsoper in Dresden daran gestört, dass die islamkritische Bewegung Pegida die historische Kulisse für sich vereinnahmt. Die Staatsoper in Stuttgart hatte bei einer Kundgebung der ultrakonservativen Bewegung «Demo für alle», die zum Beispiel gegen die «Homo-Ehe» ist, an ihrer Fassade ein Plakat für Vielfalt ausgerollt, um ein Zeichen für Toleranz zu setzen.

In der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein sind 127 Leiter von Theatern und Kulturorchestern organisiert. Etwa die Hälfte von ihnen hat sich unter dem Vorsitzenden Ulrich Khuon vom Deutschen Theater in Berlin in der Schwabenmetropole eingefunden. Die Intendantengruppe befasst sich in Stuttgart auch mit der Frage, wie in Zeiten mit immer weniger Mitteln immer mehr zu leisten ist.

 

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Intendanten bekräftigen Haltung gegen Rechtsaußen 

Stuttgart (dpa) - Die Theater in Deutschland wollen sich weiter gegen rechtes Gedankengut stellen. 60 Leiter von Theatern und Kulturorchestern haben am Dienstag in Stuttgart diskutiert, wie sie auf gesellschaftliche Veränderungen, etwa durch den Zuzug von Flüchtlingen, eingehen können.

Das Theater müsse seine eigene Kultur der nicht radikalisierten Diskussion bewahren, sagte der Vorsitzende der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein, Ulrich Khuon vom Deutschen Theater in Berlin. Diese Kultur gewinne an Bedeutung, wenn eine Gesellschaft nicht mehr fähig sei, miteinander zu sprechen oder gar eine Spaltung drohe. 

Der Stuttgarter Opernintendant Jossi Wieler wünschte sich, dass sich durch den Zuzug von Flüchtlingen auch das Publikum verändern möge. «Es ist nicht deren Primärproblem, was wir auf unseren Bühnen machen», sagte er. «Es wäre aber wünschenswert, dass es einen Austausch gibt über Wertigkeit unserer Kultur und Freiheit der Kunst.» 

 

Kreativer Protest der Theater gegen Rechts 

Stuttgart/Mainz - In Mainz und Hannover sangen Theatermitglieder gegen die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) an, in Stuttgart, Dresden und Hamburg protestierten Theater mit Bannern und Transparenten gegen Rechts. Sie wollen vor allem nicht ihre Theaterplätze und Fassaden als Kulissen für Demonstrationen vereinnahmen lassen. Ein Überblick: 

Das MAINZER Staatstheater protestierte Ende vergangenen Jahres mit lautem Gesang gegen eine AfD-Kundgebung. Als sich vor dem Theater unter dem Motto «Gegen das Asylchaos» rund 300 AfD-Anhänger versammelten, sangen Ensemblemitglieder lautstark Beethovens «Ode an die Freude» samt der Zeile «Alle Menschen werden Brüder». Sowohl die AfD als auch die Polizei stellten Strafanzeige wegen Störung einer genehmigten Versammlung. 

In HANNOVER machte das Mainzer Beispiel Schule: Rund 40 Mitarbeiter und Ensemblemitglieder des Schauspiels Hannover sangen gegen den AfD-Bundesparteitag an - ebenfalls mit Beethovens «Ode an die Freude». Die Aktion richtete sich nach Angaben des Theaters nicht nur gegen Fremdenfeindlichkeit, sondern war auch als Zeichen der Solidarität für Mainz gedacht. 

In STUTTGART setzten die Württembergischen Staatstheater mit einem riesigen Regenbogen-Banner ein Zeichen gegen Intoleranz. Anlass die «Demo für alle», die sich gegen die von der grün-roten Landesregierung propagierte Gleichstellung von Homo- und Heterosexuellen richtete. Dabei zogen Tausende durch Stuttgart. Im Oktober 2015 ließen Theaterleute das Banner mit der Aufschrift «VIELFALT» an der Fassade herunter. Mehrere CDU-Landtagsabgeordnete ärgerten sich darüber und warnten die grün-rote Landesregierung vor einer «Instrumentalisierung der Staatstheater». 

In DRESDEN schaltet die berühmte Semperoper seit mehr als einem Jahr ihr Licht aus, wenn die islam- und fremdenfeindliche Pegida-Bewegung sie montags als Kulisse nutzt. Wochenlang sendete die Oper auf einem riesigen Bildschirm Botschaften gegen Intoleranz. Die Aufschrift «Wir sind kein Bühnenbild für Fremdenhass» leuchtete im Wechsel mit dem Satz «Wir sind keine Kulisse für Intoleranz» auf. 

In HAMBURG beteiligten sich im September 2015 mehrere Theater an Protesten gegen Rechts. «Kein Platz für Nazis», stand auf einem großen Transparent, das an der Fassade des Deutschen Schauspielhauses hing. Das Ohnsorg-Theater wählte die plattdeutsche Variante «Keen Platz för Nazis!!!». 

 

 

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