Innsbruck - Das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Intendanten der Festspiele Erl, Gustav Kuhn, wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung ist eingestellt worden. 15 angebliche Vorfälle seien untersucht worden, teilte die Staatsanwaltschaft Innsbruck mit.
«Am Ende blieb kein Vorfall über, der strafbar, nicht verjährt und beweisbar gewesen wäre», sagte Staatsanwalt Hansjörg Mayr am Freitag. Teilweise seien Handlungen beschrieben worden, wie etwa der Versuch eines Kusses, die auch nach den heute geltenden Regelungen keine strafrechtlich relevante sexuelle Belästigung darstellten. Gewalt und Drohungen seien von niemandem behauptet worden. Behauptungen Dritter über sexuelle Übergriffe seien von vermeintlichen Opfern selbst nicht geschildert worden, so Mayr.
Kuhn selbst hatte die Vorwürfe von fünf Künstlerinnen stets vehement bestritten. Unter dem Druck der Anschuldigungen hatte er sich im Sommer 2018 als Leiter der Festspiele vorerst zurückgezogen und war später zurückgetreten. Seit Herbst 2019 ist der ehemalige Intendant der Frankfurter Oper, Bernd Loebe, künstlerischer Leiter in Erl. Die 1997 gegründeten Tiroler Festspiele nahe Kufstein am Inn gelten als Österreichs «grüner Hügel». Karajan-Schüler Kuhn machte hier unter anderem Furore mit seinem «Ring»-Marathon. Innerhalb von nur 24 Stunden präsentierte er alle vier Teile von Richard Wagners gigantischem Musikepos «Der Ring des Nibelungen».