Stralsund/Anklam/Ralswiek - Die Chancen auf Theater in Vorpmmern stehen in diesem Jahr schlecht. Theater könnten nicht auf ein Fingerschnippen wieder in Betrieb gehen, heißt es in Stralsund. Anklam würde es dagegen mit der Formel 1 aufnehmen.
Während einige Bundesländer eine Wiedereröffnung der Theater Ende Mai in Betracht ziehen, bleiben die Bühnen in Mecklenburg-Vorpommern wegen der Corona-Krise vorläufig geschlossen. Auch viele Open Airs wurden abgesagt, darunter das besucherstärkste, die Störtebeker-Festspiele in Ralswiek auf Rügen. Intendantin Anna-Theresa Hick schließt eine Spielzeit in diesem Jahr aus. «Großveranstaltungen bleiben verboten», sagte sie am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Wegen der Hygieneabstände müssten viele der 8000 Plätze der Naturbühne leer bleiben. Aber von der Hälfte der Besucher könnten die Festspiele, die sich selbst tragen, nicht leben, stellte Hick klar.
Die anderen Theater in Vorpommern haben unterschiedliche Sichtweisen: Während die Vorpommersche Landesbühne in Anklam einer baldigen Öffnung aufgeschlossen gegenüberstehen würde, steht für das Theater Vorpommern außer Frage, dass es vor dem geplanten Spielzeitende Mitte Juni keine Vorstellungen in Greifswald und Stralsund mehr geben wird. In Mecklenburg-Vorpommern habe es die klare Entscheidung gegeben, dass die Spielzeit 2019/20 beendet ist, sagte Intendant Dirk Löschner. «Für diese Klarheit sei Kulturministerin Bettina Martin gedankt, das läuft nicht überall so», erklärte er. Theater könnten nicht auf ein Fingerschnippen wieder in Betrieb gehen.
Bevor sie wieder starten, müssten die Anforderungen an die Infektionsschutz-Konzepte klar sein, forderte Löschner. Neben den Regelungen für das Publikum gehe es vor allem um die für Sänger, Orchester und Ballett. Die neue Spielzeit soll am 1. August beginnen, am Spielplan werde gerade gearbeitet. Unter anderem sollen die seit März ausgefallenen Premieren auf die Bühne kommen.
Der Intendant der Vorpommerschen Landesbühne, Martin Schneider, sagte, die Bühne würde alles tun, um ein Sommerangebot für die Gäste auf die Beine zu stellen. «Ein Formel 1-Rennwagen beschleunigt in drei Sekunden von 0 auf 100. Wir müssten schneller sein, sollten die Theater demnächst wieder öffnen können», formulierte er. Zudem würden bei 1,5 Metern Abstand im Publikum nur 38 statt 307 Besucher in das gelbe Theater «Die Blechbüchse» in Zinnowitz passen. «Gerade in dieses Haus haben wir namhafte Gäste eingeladen, unter anderem Gregor Gysi, Rainald Grebe, Wladimir Kaminer», sagte Schneider. Eine Alternative wäre, die Veranstaltungen auf die Vineta-Freilichtbühne zu verlagern, wo 150 Zuschauer mit Abstand Platz finden könnten.
Die Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz hofft auf einen «ganz normalen» Start der neuen Spielzeit, die im September beginnt, wie Theatersprecherin Wenke Frankiw sagte. Das sei Plan A und dafür hätten die Arbeiten in den Werkstätten und auch teilweise der Probenbetrieb begonnen. «Aber natürlich arbeiten wir parallel an Plan B und C, denn wir müssen uns auf unterschiedliche Wiedereinstiegsszenarien vorbereiten.»
Das Kulturministerium in Schwerin arbeite derzeit an Richtlinien für die Wiederaufnahme von Proben- und Spielbetrieb der öffentlichen Theater in Mecklenburg-Vorpommern, es gebe aber noch keine verbindlichen Ergebnisse. Der Probebetrieb im Schauspiel sei am 15. Mai wieder aufgenommen worden. Auch der Chor habe mit den Proben begonnen, allerdings nicht in Gänze, sondern aufgeteilt in Stimmgruppen mit dem Chordirektor mit einer bestimmten Anzahl Personen je nach Größe des Raumes. Die Solisten des Musiktheaters probten allein oder unter Einhaltung aller Vorgaben mit einem Kapellmeister.