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Keine Einigung im Streit um Umbau des Kulturpalastes Dresden

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Leipzig/Dresden - Auch knapp neun Monate nach Beginn der juristischen Auseinandersetzungen um den Umbau des Kulturpalastes in Dresden haben sich am Dienstag die Stadt Dresden und der Architekt des Hauses nicht einigen können. Der Vorsitzende Richter des fünften Zivilsenats des Landgerichts Leipzig, Kai-Uwe Deusing, regte abermals einen Vergleich an, was sowohl die Stadt als auch Architekt Wolfgang Hänsch ablehnten.

 

Hänsch sieht durch die Pläne, den Mehrzwecksaal in einen Konzertsaal umzubauen, seine Urheberrechte verletzt. Deusing verwies darauf, dass die Baugenehmigung Dresdens zum Ende dieses Jahres auslaufe und das Gerichtsverfahren mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Oberlandesgericht Dresden fortgesetzt werden werde, was weiterhin Zeit kosten werde. Die fünfte Zivilkammer will ihr Urteil wahrscheinlich in etwa vier Wochen verkünden, der Prozess hatte im Juli 2011 begonnen.

Fördermittel nicht bewilligt

Deusing, der auch Vizepräsident des Landgerichts ist, wies außerdem auf die Schwierigkeiten der Stadt Dresden bei der Finanzierung des Umbaus hin. Die bei der EU beantragten Fördermittel in Höhe von mehr als 35 Millionen Euro waren nicht bewilligt worden, der Umbau selbst soll rund 70 Millionen Euro kosten. Der Dresdner Stadtrat hatte im März 2011 einen Beschluss gefasst, das 1969 errichtete und heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude umzubauen.

Die Kammer befragte Gerd Zimmermann, Professor für Entwerfen und Architekturtheorie an der Bauhaus-Universität Weimar, den sie mit einem Sachverständigengutachten beauftragt hatte. Sowohl die Stadt Dresden als auch Hänsch hatten zuvor in dem Verfahren Gutachten von Sachverständigen einreichen lassen, die sie jeweils selbst in Auftrag gegeben hatten. Zimmermann, der von 1992 bis 2000 sowie von 2004 bis 2011 Rektor der Universität gewesen war, führte aus, dass der Bau des Kulturpalastes in den 1960er Jahren für die DDR ein Durchbruch und eine paradigmatische Wende gewesen sei, weil sie sich der Moderne zugewandt und vom Baustil der Stalin-Ära gelöst habe.

"Saal spricht die Sprache der Zeit"

"Die Leistung war der Transfer des Baustils der Moderne in die DDR", trug Zimmermann vor. Der Mehrzwecksaal, um dessen geplanten Umbau gestritten wird, sei zwar kein durchschnittlicher Saal, solle aber auch nicht zur gestalterischen Höchstleistung hochgejubelt werden. "Der Saal selbst spricht die Sprache der Zeit und, wie ich finde, nicht schlecht", fügte der 65-Jährige an. Er wies allerdings darauf hin, dass die Architektur von den Anforderungen der Funktion geprägt sei, die sie erfüllen müsse. "Wenn sich die Funktion ändert, muss sich auch die Architektur ändern", ergänzte Zimmermann.
 

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