Hamburg - Kurz vor Beginn eines Konzertes in der Elbphilharmonie haben Klimaaktivisten der «Letzten Generation» sich am Mittwochabend an einem Dirigentenpult festgeklebt. In einem Video, dass die Gruppe auf Twitter verbreitete, sah man eine Frau und einen Mann, die jeweils mit Warnweste bekleidet an dem Pult auf der Bühne stehen und zum Publikum sprechen.
Die Aktivisten forderten zum Widerstand gegen die ihrer Meinung nach unentschlossene Klimapolitik der Regierung auf. Auf dem Video sind Rufe aus dem Publikum zu hören wie «Oh, nein» oder «Raus.
Die Polizei hatte am Abend mitgeteilt, die beiden Aktivisten seien nach kurzer Zeit von dem Geländer gelöst und in Gewahrsam genommen worden. Ein Sprecher der Elbphilharmonie bestätigte die Störaktion am Donnerstag. Zwei Umweltaktivisten seien auf die Bühne gestiegen, hätten sich am Geländer des Dirigentenpults festgeklebt und eine Erklärung verlesen. Das Konzert habe mit sechs Minuten Verspätung beginnen können, nachdem die Aktivisten die Bühne verlassen hätten, sagte der Sprecher. «Selbstverständlich wünschen wir uns störungsfreie Konzerterlebnisse für unser Publikum. Wir verstehen aber auch die von den jungen Protestierenden friedlich zum Ausdruck gebrachte Sorge um unsere natürlichen Lebensgrundlagen.»
In ihrer Rede sagte eine Aktivistin der «Letzten Generation: «Genau wie es nur ein Geigenkonzert von Beethoven gibt, haben wir nur diesen einen Planeten, dessen Grenzen wir so sehr missachten, dass klimabedingte Katastrophen häufiger und tödlicher werden». Und: «Es wird keine Elbphilharmonie mehr geben, um Beethoven zu genießen, wenn Hamburg unter Wasser steht.»
[update, 24.11., 16:00]
Nach der Aktion in der Elbphilharmonie befassen sich auch die Berliner Philharmoniker erneut mit der Möglichkeit von Protesten im Konzertsaal. Es sei mit dem für die Sicherheit zuständigen Dienstleister gesprochen worden, hieß es am Donnerstag bei der Stiftung Berliner Philharmoniker.
Die Philharmonie werde sich auch weiter mit dem Thema Sicherheit und der Vorsorge vor möglichen Aktionen beschäftigen müssen. «Wir sehen allerdings keine Möglichkeiten, so etwas ohne unverhältnismäßige Kontrollen zu verhindern», sagte eine Sprecherin der dpa.
Das Konzerthaus Berlin will seine Sicherheitsmaßnahmen nicht erhöhen. Da es sich um eine gewaltfreie, aktivistische Aktion gehandelt habe, sehe das Haus keine persönliche oder körperliche Gefahr für die Besucherinnen und Besucher. «Wir leben inmitten der Klimakrise. Aktionen, die Missstände im Umgang mit der Krise aufzeigen, müssen und sollen in einer meinungsfreien und demokratischen Gesellschaft möglich sein», hieß es beim Konzerthaus.