Das tonangebende Lokalblatt nennt es Theaterkrieg. Dabei findet die Auseinandersetzung, auch wenn sie von ausgiebigem Säbelrasseln begleitet wird, auf einem Feld statt, auf dem das juristisch geschliffene Florett am ehesten zum Erfolg führt. In Köln macht das Theater endlich wieder Schlagzeilen, wenn auch nicht auf dem, was auf, sondern mit dem, was hinter der Bühne geschieht. Die Kontrahenten, die sich dabei gegenüberstehen, sind die landläufig Üblichen: Die Stadt auf der einen und der Generalintendant der Bühnen der Stadt, Günter Krämer, auf der anderen Seite.
Statt die verfahrene Lage diskret und diplomatisch anzugehen, platzte Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer (parteilos) Ende Oktober mit der Absichtserklärung an die Öffentlichkeit, die Stadt wolle schon 2002 einen kompletten Neuanfang unternehmen: Nicht nur von Krämer, sondern auch von seinem Schauspieldirektor Torsten Fischer, dessen Vertrag ebenfalls bis 2005 gilt, werde eine vorzeitige Trennung angestrebt. In der Stadt, die den Kürzungsbeschluss und damit auch den Hauptanlass der Kündigung inzwischen zurückgekommen hat, schlug das wie eine Bombe ein. Der Theaterkrieg war entbrannt. Denn die Ankündigung enthielt unausgesprochen zwei Nachrichten, die geeignet sind, Köln als Theaterort zu beschädigen: Zum einen, dass die Stadt nicht gewillt ist, geschlossene Verträge einzuhalten, und zum anderen, dass sie zwar nicht bereit ist, ihre Bühnen angemessen auszustatten, für Abfindungen in vermutlich sechsstelliger Höher aber sehr wohl Geld übrig hat.
So muss Köln jedem potenziellen Bewerber als wenig zuverlässiger Partner erscheinen, dem es, was die Kulturdezernentin angeht, auch noch an Kompetenz und Professionalität mangelt. Marie Hüllenkremer nämlich muss eine technokratisch-kunstferne Vorstellung von Theater haben, wenn sie es für möglich hält, Krämer und Fischer auszutauschen, das Ensemble aber zu behalten und schon für 2002 zwei fähige Nachfolger nebst einem Geschäftsführer zu finden. So einfach wird sich der gewünschte Neuanfang nicht bewerkstelligen lassen, und so erscheint, wie immer dieser „Theaterkrieg“ ausgeht, vor allem eins sicher: Der Bürger wird auf der Seite der Verlierer stehen – als Steuerzahler und als Zuschauer.