Weimar (dpa/th) - In Thüringen sehen sich laut einer Umfrage viele Solo-Selbstständige aus dem Kulturbereich durch die coronabedingten Einschränkungen in ihrer Existenz bedroht. Dies sagten 44 Prozent der Betroffenen in der Befragung des Kulturrats Thüringen. An der Umfrage vom 26. März bis 15. April hatten sich 325 Solo-Selbstständige aller Kunstsparten und Kulturvereine beteiligt.
Auch 19 Prozent der Vereine und Institutionen fürchten um ihre Existenz, wie der Kulturrat am Mittwoch mitteilte. Bei länger als drei Monaten andauernden Einschränkungen seien es sogar 83 beziehungsweise 63 Prozent.
Solo-Selbstständige erwarten demnach pro Monat durchschnittlich 1433 Euro Einbußen aus dem Verlust von Gagen, Honoraren für abgesagte Theateraufführungen, Veranstaltungen oder Unterricht. Vereine und Institutionen bezifferten ihre prognostizierten Einbußen im Schnitt auf 5765 Euro. Die Auswirkungen der von der Landesregierung beschlossenen Ausweitung der Nothilfen unter anderem auch auf Kulturvereine sind laut Kulturrat noch nicht in die Umfrage eingeflossen. Diese Ausweitung war in der vergangenen Woche beschlossen worden.
In Thüringen dürfen ab dem 27. April nach wochenlangen Schließungen wegen der Corona-Krise zwar etwa Museen und Ausstellungen unter strengen Auflagen wieder für Besucher öffnen. Theater und Orchester müssen ihren Spielbetrieb aber voraussichtlich bis Ende August komplett aussetzen, Musikfestivals und andere Großveranstaltungen können ebenfalls nicht stattfinden.
Angesichts dessen forderte der Landesmusikrat Thüringen am Mittwoch eine monatliche Pauschalzahlung des Landes für von Honorarausfällen betroffene selbstständige Musiker. Eine solche zeitlich begrenzte Zahlung nach dem Vorbild von Baden-Württemberg und Bayern würde rund 1000 Musikern und Musikpädagogen in den kommenden Monaten die Existenz sichern, teilte er mit. Derzeit sei beispielsweise bei rund der Hälfte der etwa 600 Honorarkräfte in den kommunalen Musikschulen wegen Unterrichtsausfall die Existenz nicht abgesichert.
Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bezeichnete die Forderung als kontraproduktiv. «Eine solche Pauschale wäre in Thüringen geradezu ein Rückschritt», erklärte er am Mittwoch. Solo-Selbstständige erhielten im Schnitt rund 4600 Euro aus dem Corona-Soforthilfeprogramm des Landes. Bei einem Förderzeitraum von drei Monaten entspreche dies mehr als 1500 Euro pro Monat. Freischaffende Künstler schnitten mit gut 1600 Euro pro Monat sogar noch besser ab.
Die Thüringer Regelung, neben Sach- und Betriebskosten auch die Kosten für Krankenversicherung und Altersvorsorge für die Soforthilfe anzurechnen, sei weitreichender als die anderer Bundesländer, betonte Tiefensee. Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) hingegen hält eine monatliche Pauschale von 1000 Euro für in der Künstlersozialkasse (KSK) organisierte Künstler für möglich. Die Staatskanzlei habe dies für ein Corona-Sondervermögen aus Landesmitteln vorgeschlagen, darüber entscheiden solle der Landtag. Auch andere Kulturvereine hatten bereits gefordert, dass Thüringen diese Regelung übernehmen soll.