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Marc Grandmontagne: Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Foto: © Paul Leclaire
Marc Grandmontagne: Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Foto: © Paul Leclaire
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Künstler: In Zeiten von Fake News und Populismus Haltung zeigen

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In Zeiten wachsender Unsicherheiten und Unwahrheiten sind Theater als Bühnen der Aufklärung gefragt. Und auch Orchester zeigen mit der universellen Musiksprache, wie sehr die Welt harmonieren kann.

Die deutschen Theater und Orchester wollen mit ihren Mitteln stärker als bisher gegen Fremdenhass, Populismus und die Verbreitung von Unwahrheiten in sozialen Medien zu Felde ziehen. „Wir alle haben den Auftrag, klar Haltung zu zeigen und Position zu beziehen“, sagte Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins, der Deutschen Presse-Agentur.

Theater suchten dabei nicht nur die künstlerische Auseinandersetzung mit solchen Themen, sondern wirkten darüber hinaus auch als Dialogforen im öffentlichen Raum: „Es gibt Kooperationen mit Schulen, es gibt Podiumsdiskussionen und vieles mehr. Wir suchen die Öffentlichkeit und versuchen zu sensibilisieren.“

Grandmontagne sieht dabei die Künstler in einem Vorteil. „Sie können den Menschen begegnen, ohne den Zeigefinger zu heben. Die Auseinandersetzung erfolgt mit den Mitteln der Kunst, ist sinnlich erfahrbar.“ Deshalb würden Theater in der Debatte lautstark vernommen, stünden aber auch bei den Feinden der Demokratie ganz oben auf der Liste. „Theater befanden sich schon immer in einer besonderen Verantwortung“, sagte Grandmontagne. Auf der Jahrestagung des Bühnenvereins am 9. und 10. Juni in Dresden wolle man ausführlich darüber beraten, welchen Beitrag Theater und Orchester nachhaltig zur Stärkung der Demokratie leisten können.

„Man muss sich darüber im Klaren sein, was Parteien wie die AfD oder Strömungen wie die Identitäre Bewegung fordern. Sie proklamieren ein anderes Weltbild, ein Weltbild der geschlossenen Räume. Das ist keine offene Gesellschaft mehr. Deshalb müssen wir dagegen aufstehen“, sagte der Geschäftsführende Direktor. Populisten würden inzwischen mit ihren Auftritten den öffentlichen Dialog besetzen: „Wir müssen in den Argumentationen offensiver werden und kampfbereit sein. Ihre Argumentationen haben viele Schwachpunkte und enthalten viele Halbwahrheiten.“ Die entkräfte man aber nicht, indem man den Teil, der wahr ist, bestreitet, sondern die Unwahrheit benennt. 

Nach Ansicht von Grandmontagne stellt auch die Digitalisierung die Bühnen vor eine große Herausforderung: „Es geht ja nicht nur darum, eine Zeitung auf dem Tablet zu lesen oder die Opernaufführung zu streamen. Die Frage ist eher, wie sich Produktion und Rezeption durch Digitalisierung insgesamt verändern.“

Sie beeinflusse das Denken, das Schreiben und die Sprache. Ein Beleg sei die Debatte um Emoticons und die damit verbundenen Ängste, dass Sprache durch immer mehr Bilder abgelöst wird und so verarmt: „Eine Antwort darauf kann das Theater nicht geben. Es kann aber durch seine Produktionen Fragen stellen und damit Debatten befördern.“

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