Eine fremde Kultur erschießt sich für viele Menschen meist über die Kunst. In Dresden will ein Projekt nun auf kunstvolle Weise der Frage nachgehen, wie Migration eine Gesellschaft verändert.
Dresden will das Zusammenleben von Flüchtlingen und Einheimischen und das Verständnis füreinander mit einem Festival befördern. Das Projekt unter dem Titel „Am Fluss – Zu Kulturen des Ankommens“ ist zugleich der Versuch, das ramponierte Image der Stadt als Hochburg der asyl- und ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung aufzupolieren. „Mit dem Zustrom von Flüchtlingen verändert sich die Gesellschaft und spaltet sie. Verständnis und Aufnahmebereitschaft stehen Furcht vor Terrorismus und Überfremdung gegenüber und bestimmen die öffentliche Diskussion“, beschrieb das Societaetstheater Dresden am Donnerstag den Ausgangspunkt.
„Dass Menschen ihre Heimat verlassen, ist heute im 21. Jahrhundert normal. Leider müssen viele auch vor Krieg, Elend und Verfolgung flüchten. Dies ist eine globale Entwicklung, aus der sich kein Land – auch nicht der Freistaat Sachsen – heraushalten kann“, erklärte Sachsens Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD). Noch vor 30 Jahren hätten Sachsen ihre Heimat verlassen, weil sie sich unfrei fühlten oder politisch verfolgt wurden: „Heute ist der Freistaat ein freies Land mit großem Wohlstand, den man mit anderen teilen kann, ohne dass hier jemand leiden muss oder zu Schaden kommt.“
Stange lobte die Organisatoren dafür, das bis 30. Mai 2017 geplante Projekt auf Straßen und Plätzen durchzuführen. Das werde das Stadtbild prägen und andere Bilder erzeugen, als man sie in den letzten Monaten auch erlebte. „Wir sollten so mit dem Neuen und den Neuen umgehen, wie wir wollen, dass mit uns umgegangen wird, wenn wir irgendwo ankommen“, sagte die Ministerin. Dabei gehe es nicht darum, Unterschiedlichkeiten auszuhalten, sondern sich aufeinander einzulassen, sich zu öffnen und sich auch zu verändern: „Ankommen ist eine Herausforderung für die Zuzügler und für die Gastgeber.“
Musik, Theater, Performances, Workshops und Gespräche sollen im Dienste der Weltoffenheit wirken. Den Auftakt macht am an diesem Freitag auf dem Theaterplatz Musikerin Carmen Souza, deren Wurzeln bis zu den Kapverdischen Inseln reichen. Eine Woche später folgt an gleicher Stelle eine musikalische Begegnung zwischen Ost und West.
Das libanesisch-deutsche Quartett Masaa pflegt Ethno-Jazz. Am 23. September gibt es einen Poetry-Slam zum Thema kultureller Wandel in Europa. Für das Kulturfestival in Regie des Kunsthauses Dresden und des Societaetstheaters wurde eigens auf dem Theaterplatz eine Bühne errichtet. Es gibt aber auch andere Spielorte in Dresden.
Manche Aktionen sind als begehbare Kunstwerke geplant. Die Technische Universität Dresden beteiligt sich mit einer Ringvorlesung zu Perspektiven der Migration an dem Programm.