Berlin - Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft fordert mehr öffentliche Anerkennung für die Förderung von Kultur durch Unternehmen. Während im Sport Fußballstadien Allianz Arena oder Signal Iduna Park hießen, werde in der kulturellen Berichterstattung oftmals noch nicht einmal der Unterstützer einer Ausstellung erwähnt, kritisierte der Geschäftsführer des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Stephan Frucht, im Interview mit der Nachrichtenagentur dapd.
"Wenn Sponsoren auch in der Kultur unverkrampft genannt würden, würden viele Firmen einer Förderung intern leichter zustimmen", betonte Frucht. Insgesamt engagierten sich noch viel zu wenige Unternehmen für Kultur. Auch vor dem Hintergrund der ab 2020 greifenden Schuldenbremse im Grundgesetz und der damit voraussichtlich zurückgehenden staatlichen Kulturförderung werde die Kulturlandschaft ohne die Unterstützung aus der Wirtschaft wohl nicht auskommen.
Frucht bezweifelte aber, dass in Deutschland ein Wechsel hin zum anglo-amerikanischen Modell erfolgreich sein werde, bei dem sich der Staat weiter aus der Kulturfinanzierung zurückziehe und Unternehmen sowie Privatleute einsprängen.
Nach Einschätzung des Kulturkreis-Geschäftsführers können die Kürzungen der öffentlichen Hand in Deutschland nicht von Unternehmen, Stiftungen und privater Seite aufgefangen werden. Dafür sei die deutsche Staatsquote zu hoch. Daher rechne er mit einem Abbau kultureller Infrastruktur. Die langfristige Perspektive sei "besorgniserregend".
Frucht verwies darauf, dass im Wettbewerb der Unternehmen um Fachkräfte auch "die Kultur vor Ort ein wichtiger Standortfaktor ist". Das Beispiel USA zeige, dass dort die Ost- oder Westküste auch aufgrund des größeren Kulturangebotes als Standort bevorzugt würden. "Da zeigt sich deutlich, dass einer wirtschaftlich prosperierenden Region oft auch eine kulturoffene Atmosphäre vorausgeht. Diese Atmosphäre muss Deutschland weiter flächendeckend bieten."
Die Kulturförderung deutscher Unternehmen in fünf Daten
- Ausgaben für Kultur: Kulturfördernde Unternehmen geben im Durchschnitt 630.000 Euro pro Jahr aus für Kultur.
- Lokale Förderung: 78 Prozent der Unternehmen bevorzugen regionale Kulturförderung.
- Empfänger von Leistungen: Empfänger von unternehmerischer Kulturförderung sind zu 71 Prozent Institutionen, nicht einzelne Projekte.
- Grund für Förderung: 92 Prozent der Unternehmen fördern aus gesellschaftlicher Verantwortung.
- Zukünftige Entwicklung: Rund 80 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass künftig die Ausgaben von Unternehmen für Kultur gleich bleiben oder sogar steigen.